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Maulepaule hat es erwischt. Sein Kommentar war einfach unpassend zum Thema. Außerdem wurden verschiedene Schimpfwörter im Kommentar geäußert, die keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen sind. Freche Wortwahl gepaart mit unterirdischem Unmut über das was geschrieben wurde. Öffentlichens Rotzen in Blogs. Das hasse ich wie die Pest. Keine konstruktiven Diskussionen. Nur duch das Ego der Kommentatoren geprägte Verbalschlacht. Die Welt braucht das nicht. Macht doch euer eigenes Blog auf, wenn ihr etwas mitzuteilen habt. Könnt ihr aber nicht, da das für den schnellen Motzalarm von Maulepaule wohl nicht genügend Effekt hat.

Ganz ehrlich und direkt gesagt: Es interessiert mich und die Mehrheit der Leser eines Blogs einfach nicht, was sich einige wenige namenslose Nicknames mit windigen E-Mail Adressen erlauben, wenn die Diskussionen von Gepflogenheit in einen tiefen Abgrund auf emotionaler und rein individueller Ebene abwandern. Egal wo das passiert – ob in privaten Blogs, in Corporate Blogs, in professionell betriebenen Blogs, in Wissensblogs, in Fachblogs, in sonstigen Blogs – ach warum auch. Niemand hat das Recht auf verbale Ausrutscher und Beleidigungen in einem fremden Hoheitsgebiet. Wie heißt es so schön? Mein Blog ist nicht dein Blog.

Wer dann noch ankommt und etwas von „Wann wird der ***** Kommentar freigeschaltet?“ fragt, landet aber ganz flott auf der Blackliste. Das sind die ärgerlichen Kehrseiten von Kommentaren, aber ganz abschalten kann man das einfach nicht – obwohl man es sich manchmal wünscht. :)

Gestern veröffentlichte die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung ihre Reaktion auf die kürzlich lautgewordenen Stimmen gegen die Einschränkungen der Kommentare auf der gesamten Onlinepräsenz der Zeitung. Eine Passage aus der besagten Reaktion liest sich in etwa so, als ob man doch nicht den Stecker für das Internet richtig eingestöpselt hatte:

Wir können und wir werden die Kommentierung von Artikeln nur für Zeiten zulassen, in denen wir auch geschultes Personal für die Begleitung und Moderation bereitstellen können. Bisher ist dies nur werktags zwischen 8 und 19 Uhr möglich.

Man kann mit den heute bereitgestellten modernen Mitteln jederzeit festlegen, dass Nutzer ihre Kommentare zu jedwedem Thema abgeben können. Dieser nutzergenerierte Inhalt wird direkt vom jeweils für Kommentare empfänglichen Content Management System (CMS) in der so genannten „Kommentarmoderationschleife“ -oder kurz: Moderationsschleife- aufgenommen. Also halten wir das für die liebe Chefredaktion der SZ in fünf einfachen Schritten fest:

  1. Phase 1: Ein Journalist oder Redakteur verfasst einen Artikel für die Süddeutsche Zeitung und/oder die Onlineausgabe.
    Warninglevel: Ist ja fast so wie drauf los bloggen – man muss es ja nicht veröffentlichen…
  2. Phase 2: Der Artikel wird nach redaktioneller Prüfung (online) veröffentlicht. Warninglevel: Spätestens hier sollte der Chef vom Dienst aufgepasst haben.
  3. Phase 3: Leser und Nutzer konsumieren den Artikel und kommentieren.
    Warninglevel: Wer jetzt die Herdplatte anfässt, kann sich schon die Flossen verbrennen!
  4. Phase 4: Die Kommentare werden in der Moderationsschleife festgehalten und so lange gefangen, bis jemand mit dem notwendigen Verantwortungsbewußtsein oder einfach mit Schneid die Kommentare zu den jeweiligen Artikeln prüft und selbige freischaltet oder für die Ewigkeit in das Datennirvana verbannt. Wichtig ist hier anzumerken, das ein Kommentar auch mal über die Nacht oder das Wochenende in der Moderationsschleife stecken darf. Man braucht da keinen Stecker ziehen oder Schalter umlegen.
    Warninglevel: Trotz Moderationsschleife ist hier ein mögliches Todesstoßszenario, denn das Internet vergisst nichts was jemals öffentlich wird!
  5. Phase 5: Das war’s! Nix passiert wenn man es richtig macht.
    Warninglevel: Cooldown, alles wird gut.

Spaß beiseite. Wer im Zeitalter des Internets zwar rechtlich bedenkliche Situationen erkennt, aber dabei konsequent das Thema verpauschalisiert, sollte lieber im Fall der SZ der angewandten Technik, den Gepflogenheiten des Mediums Internet und vielleicht den eigenen Mitarbeitern ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringen. Oder gibt es bald den Kommentarmoderator als festen Bestandteil der Verlagslandschaft in Deutschland? Da freuen sich bestimmt einige ehemalige Forenmoderatoren aus alten Tagen… :)

Ich habe mich ursprünglich dazu entschlossen, die Kommentare, die nach meinem eigenen Trackback zur jüngsten Entgleisung der Readers Edition erschienen sind, in diesem Beitrag hier festzuhalten. Ich habe mich jedoch dagegen entschlossen, da ich unter anderem zwar die Aufklärung und Dokumentation dieses Ereignisses verfolge, jedoch hinsichtlich der urheberrechtlichen Grundlage des Verfassers, also des Kommentatoren, ebenfalls handeln muss und seine/ihre Rechte an dem geschriebenen Wort ebenfalls gebürtig anerkennen zu habe.

Ich hoffe, dass allen teilnehmenden Kommentatoren auf der Readers Edition im entsprechenden Beitrag weiterhin ohne irgendwelche manischen Maßnahmen einer fiktiven Selbstkastration – einer Zensur – leben können. Das Vorgehen des Moderations-Teams der Readers Edition hat somit eine protokollierende und dokumentierende Funktion, die die grässlichen Kehrseiten einer fehlgeleiteten PR und einer irritierten Administration in einer unsagbar schandhaften Weise widerspiegelt. Wie schade. Für mich ist die Readers Edition nicht mehr lesenswert, wenn ein harmloser Trackback als Lamentieren um Backlinks gedeutet wird.

Im Klartext damit es jeder versteht: Leckt mich, ihr administrativen Bürgerjournallien, ihr setzt doch schon „nofollow“ ein – scheißt doch mal schön auf alle eingehenden Links, ok? Wer hier behauptet, es käme jemanden auf Backlinks an, die noch nicht einmal bei Google eine Auswirkung haben, der hat doch nix geblickt und ist nur kleiner Sesselpupser. Sorry, aber das kotzt mich an, ihr Wichtigtuer eines nichtsblickenden Moderations-Teams. Die Blogosphäre ist grad mächtig sauer und der Mob ist am kochen – und ja, ich habe überhaupt nichts dagegen, dass ihr mal auf die Fresse bekommt. Gute Nacht!

Das in der Überschrift provokativ eingespielte Prinzip funktioniert anscheinend tadellos bei der Readers Edition. Herzlichen Glückwunsch zum Arroganz-Award! Wer es besser weiß als die Blogosphäre, der fällt halt richtig dick auf die Nase, wenn man einen Kommentar, der als manueller Trackback funktioniert und damit bei unsereins Gang und Gäbe ist, nachträglich per administrativem Recht ausbessern will und dabei gleichzeitig nur von purer Arroganz strotzt, indem man den Autor besser belehren will? Nein, liebe Readers Edition Moderations-Gruppe, so geht das nicht. [via ix]