Download-Boom von Klingeltönen

Nachdem der Spiegel über den erwarteten Gewinn seitens der Musikindustrie mit Klingeltönen berichtet hat, nahm sich FR2 dem Thema an und veröffentlichte einen sehr gut gelungenen Eintrag „Liebe Universal Music, Lieber Frank Briegemann“.

Aus der Kommentar-Diskussion mit Herrn Shhhh ergab sich folgendes, was ich ebenfalls hier kurz wiedergeben möchte.

[…] ich seh mich nicht als Mitglied einer Community, ich seh mich in diesem Fall als Musikkonsument, der sich von der Musikindustrie unter anderem den Vorwurf gefallen lassen muß, schuld an der Finanzmisere der deutschen Plattenfirmen zu sein […]

Im Zuge dessen, dass ich dem nicht widersprechen möchte, verfasste ich einen neuen Kommentar, der aufgrund der länge schon Blog-Eintrags-Ausmaße umfasst. Hier ist die ungekürzte Fassung meines geistigen Ergußes:

Herr Shhhh,

ich bin ebenfalls einer derjenigen Musikkäufer, welche der Musikindustrie den Preis für den musikalischen Genuß zahlen und dafür mit Hohn und Tadel entlohnt werden. Mit dem Community-Gedanken des obigen Kommentares zielte ich vielmehr darauf, dass einige Blog-Autoren diesen Artikel mit aufnahmen, und er sich im Stil eines Aufschreis verbreitete. Im allgemeinen findet nahezu alle 3 Tage eine kritische Prozession von Kleinbloggersdorf in Richtung Musikanbieter und -konzerne statt.

Aber als Konsument, der sich kontinuierlich im Plattengeschäft oder Megastore mit entsprechendem CD- und DVD-Material eindeckt, finde ich die aktuelle Preislage der Silberscheiben unangebracht hoch. Im Vergleich mit dem Preis für gleichwertiges oder identisches Klanggut in den USA ist der Kaufpreis auf dem deutschen Markt überproportional hoch angesiedelt – es ist hier aber meine subjektive Preiserkenntnis. Natürlich ist es in anderen Ländern genau umgekehrt (Frankreich), jedoch ist eine tendenzielle Entwicklung der Preise sichtbar, was sich in der rückläufigen Kaufbereitschaft seit 199x widerspiegelt. Dass sich die qualitativ minderwertigen Klingeltöne als eine Art Hauptgeschäft für die Musikkonzerne entwickeln, deutet nur auf einen weiteren Verfall des musikalischen Genußes hin – so wie er in den Medien propagandiert wird.

Sobald die Musikkonzerne sich selbst mit dem Zuschieben der Schuld gegenseitig zerfleischt hatten, zielten sie direkt auf den Geldgeber – den Kunden und behandelten ihn als einen „bösartigen Raubkopierer“ und ähnlich schwarzmalerisches. Die ganze Finanzmisere ist neben dieser negativen Behandlung der Kunden auch in den Eigenaktionen und Fehlschlägen der Konzerne selbst zu finden. Die Kunden werden von Qualitätsverlust durch ewiglich importierte Musikformate (z.B. Superstar, Idols, etc.), dem Auf- und Abflauen von kurzlebigen One-Hit-Wonder-Stars (vgl. dagegen das positive Vorgehen von FourMusic als Kontroverse) und der Überflutung durch sowohl aggressiv-penetratives als auch subtil-schwarzmalerisches Marketing (z.B. Musikkonzerne in Kooperation mit Klingeltonanbietern) verschreckt.

Abschließend kann ich behaupten, dass die Musikkonzerne und Distributöre für mich durch jedwede Berichterstattung (seitens der Bevölkerung) nur negativ auffallen. Die Reaktionen auf die Meldung des Spreeblicks sind schon legendär. Ebenfalls findet sich auch in den klassischen Medien wie dem Spiegel kaum ein positives Echo wieder. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Musikkonzern nach dem anderen den Schierlingsbecher reicht. Vielleicht ist es Zeit für ein allgemeines Umdenken – aber dass sich etwas ändert, ist sehr zweifelhaft. Ich freue mich auf Internet-Radio und mediale Übertragung auf mobile Endgeräte, ohne dass diese an ein reguliertes Funk- und Kabelnetz oder moderiertes Programm (Radio/TV) gebunden sind.