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Gut Ding will Weile haben. Nach Jahren wird in einem der deutschen Vorzeige-Zeitschriftentitel über Blogger auf mehreren Seiten geschrieben. Nicht über den Internet-Artikel, sondern direkt durch den Kauf der Zeitschrift stieß ich auf das jüngste Machwerk unserer deutschen Medienlandschaft. Es hat mich jedoch nicht überzeugt. Anstatt sich mit der Veränderung der Medienlandschaft auseinander zu setzen, wird vielmehr der Blogger als individualistisches Ego dargestellt. Was in den USA aufgrund einer unerträglich genialen Auffasungsmentalität der digitalen Bohéme funktioniert, ist und bleibt ein Problem der Blogkultur in Deutschland.

Wir schaffen es in unseren Breiten nicht, über den Tellerrand zu blicken und unsere medialen Momentaufnahmen in stilistische Ergüsse zu wandeln. Insbesondere die Banalisierung der Inhalte ist ein deutsches Phänomen, was sich die amerikanische Blogosphäre bisher auf ihrem Erfolgskurs nicht angetan hat. Die Meinungsfreiheit ist drüben einfach höher geschätzt und hier nur bei Bedrängnis ein Leuchtturm im düsteren Fahrwasser. Kein Wunder also, wenn hier kein Schwein die Blogs verfolgt – mit Ausnahme von Bloggern, Journalisten und medienaffinen Denkern. Wir haben keine Nicht-Geeky und Nicht-Bloggy Leser, die regelmäßig tagtäglich durch einen Blogger auf dem Laufenden gehalten werden wollen. Nur unsereins beflügelt sich selbst durch den Exzess der Blogkultur.

Erst kürzlich stellte ich fremden Menschen in der U-Bahn die Frage nach dem Bildblog. Keiner kannte es. Spreeblick? Fehlanzeige. Spiegelfechter – wäre das eine neue Sportart? Der Vollständigkeit halber: Robert Basic kannte auch niemand – mich selbst konnte auch keiner so richtig zuordnen. Was den deutschen Blogs fehlt sind nicht eigene Themen, politische Eskapaden oder verschärfte Meinungsbildung und journalistische Recherche, sondern nur eines: Die Leser müssen her!

Und solange sich die deutschen Onlinenutzer nicht um die durchaus persönlichen Belange ihrer Mitmenschen über Weblogs annehmen, wird auch nicht viel passieren, als dass ein paar tausend Leser (gemessen an Unique Usern im Monat) durch die Blogosphäre rauschen. Meine Mutter, meine Tante, meine Großmutter, meine Cousine, mein Cousin – zwar sind einige davon nicht im Internet, aber selbst diejenigen, die sich im Netz tummeln, nutzen doch eher StudiVZ anstatt sich mit Blogs zu beschäftigen.

Nachtrag vom 22. Juli 2008: Der Ehre halber muss ich nach Lesen dieses Artikels von Olaf festhalten, dass meine Ehefrau natürlich hochgradig netzaffin ist. Außerdem hat meine Tochter schon eine eigene Domain. Einige weitere Leseperlen möchte ich natürlich zum SPIEGEL-Thema auch verlinken: Lukas Heinser, Sven Keßen, Erich Kubitz, Jens Berger oder Besim Karadeniz – um nur einige Beispiele zu nennen. :)

Wie der Spiegel Verlag mitteilt, wird der ablaufende Vertrag von Stefan Aust nicht für die Zeit nach dem 31. Dezember 2008 verlängert. Mit dieser vorzeitigen Kündigung wird Aust höchstwahrscheinlich seinen Urlaub in eine früherzeitige Freistellung umändern. Ein möglicher Nachfolger regt derzeit zu Spekulationen an.

Naja, es war eine schöne Zeit, als Stefan Aust noch für den Spiegel verantwortlich war. Es bleibt nunmehr eine Frage der Zeit und der Entwicklung, ob die personellen Konsequenzen sich auf das Blatt auswirken. Hoffen wir das Beste für alle Beteiligten…

einestages – hier entsteht das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft. So lautet der Wahlspruch der neuen Community-Plattform von Spiegel Online. Unter dem neuen Zeitgeschichten-Portal der Spiegel Gruppe wird der Leser eingeladen, als aktiver Nutzer eigene Geschichten dem redaktionellen Fundus hinzuzufügen. Vor der Veröffentlichung wird jeder eingereichte Beitrag redaktionell geprüft um ein Mindestmaß an Qualität zu sichern – und ganz klar soll so das Niveau vom Spiegel gewahrt bleiben. Die Inhalte sollen jedoch selbst den Leser überzeugen und zur Partizipation animieren:

Bei einestages beginnt und endet die Zeitgeschichte nicht mit fixen Daten. Von den ersten schwarz-weißen Fotos aus dem vorletzten Jahrhundert bis zum Zeitzeugenbericht aus der Jetztzeit – für einestages ist beides Zeitgeschichte.

Ganz klar: Im Mittelpunkt steht das turbulente 20. Jahrhundert – aber eben das lange 20. Jahrhundert: Urgroßvaters Briefe aus der Zeit der Reichsgründung um 1870/71 sind genauso Dokumente für einestages wie das Handyfoto vom Tsunami Weihnachten 2004

Wer möchte, kann in dieser webzwonulligen Plattform sein Unwesen treiben und sein Wissen aggregieren. Die Beta Version von einestages ist öffentlich zugänglich, so dass der User Generated Content einen weiteren Einzug in ein klassisches Medienunternehmen hält. Oder man schreibt doch lieber sein eigenes Blog zur Zeitgeschichte. :)

Bei dieser Meldung kam ich schon ins Flattern. Ich wurde sogar persönlich darauf angesprochen und es wurde schon gratuliert. Aber ich kann bestätigen, dass ich in meiner Person als Mike Schnoor definitiv nicht neu beim Spiegel-Verlag bin. Denn das ist eigentlich der Herr Dirk Schnoor. Er wird zum 01. November 2007 stellvertretender Leiter Anzeigenmarketing des Spiegel-Verlags. Herzlichen Glückwunsch, Herr Dirk Schnoor!

Und wenn einige Bekannte und man vielleicht sogar auch selbst solche Meldungen nicht ganz und nur in Teilen lesen – ja sogar nur nach Überschriften filtern – dann kommt man schön ins Schwitzen! ;)

Früh am Morgen las ich doch wirklich bei SpOn in der Überschrift etwas von „Bayern 2:0“, konnte dann aber nach dem leichten Reiben der Augen erkennen, dass dort ganz großes Kino geschrieben wurde.

Bayern 2.0 – eine sehr zwonullige Aussage, die aus einem IT-Fachmagazin stammen könnte. Der Nachrichtentitel ist meiner Meinung nach wirklich unter jeglicher journalistischen Würde…

Das ist kein Aprilscherz, denn endlich hat es ein Ende: Die Horizont, eines der etablierten deutschen Fachmagazine für Marketing, verabschiedet sich seit wenigen Stunden von Paid-Content ihrer Onlineausgabe. Bedeutet dies das klassische „Aus und Vorbei“ des Premium-Contents?

Vor knapp zwei Jahren stellte der Deutsche Fachverlag die Veröffentlichung von frei beziehbaren Informationen ein und etablierte die „Full vs. Light“ Abonnement-Modelle. Seitdem habe ich die Horizont eher spärlich im Netz gelesen und nur das gedruckte Blatt aus alten Agenturzeiten mal hier und dort konsumiert.

Bei der Werben und Verkaufen ist man seit langem auf das kostenlose Internetangebot eingeschworen. Meiner Meinung nach hat dies unter den Fachmagazinen zu dem guten Ruf der W&V beigesteuert. Im Prinzip fehlt genau diesen spezifischen Themendiensten nur noch eines – die „Webzwonulligkeit“. Wir dürfen gespannt sein, ob die Internetseiten der Fachverlage sich ähnlich positiv relaunchen wie es der Welt geglückt ist. Aber wer folgt als nächstes diesem unglaublich schönen Trend, sich mit unschätzbarem Wissen auf kostengünstige Art (und dabei mit bewußtem Verzicht auf Premium-Content) einzudecken – Spiegel Online oder sogar kress?

Aus einem nächtlichen Chat, den man parallel zur Arbeit laufen lässt…

[00:31:32] M.S. : SPIEGEL.DE IST TOT!
[00:31:35] M.S. : DOWN DOWN DOWN!
[00:31:42] M.S. : owned
[00:31:57] n.g. : LÖL. ich wars nicht :D
[00:32:01] d.d. : :D
[00:32:07] n.g. : und eben war ich noch in der netzwelt :D
[00:32:11] n.g. : hab ich wohl weggelesen ;)
[00:32:18] M.S. : hahaha
[00:32:21] M.S. : Ich lach mich schrotti
[00:32:38] F.P. : das war wieder der Praktikant
[00:32:53] F.P. : der immer: Hier kommt ein Titel hin
[00:32:59] F.P. : asl Überschrift hat
[00:33:13] F.P. : und Artikel doppelt veröffentlicht
[00:34:03] n.g. : löl… hat jemand versehentlich den stecker vom server gezogen…. brauchte die putze für den staubsauger :)
[00:34:34] n.g. : putze ist fertig mit staubsaugen :D spiegel.de
[00:34:37] n.g.: geht wieder

Dazu sage ich einmal nichts, denn es spricht für sich Bände. Naja, jetzt läuft es wieder. Oder wurden da Logfiles auf dem Live-Server ausgewertet?

Da hat sich ja heute etwas getan, womit ich nicht wirklich noch in diesem Jahr gerechnet hätte: Spiegel Online hat ein neues Gewand. Deutschlands meist gelesenes Blog, das sei bitte unumstritten, wurde mit einem kleinen aber feinen Relaunch beglückt.

Herzlichen Glückwunsch. Ach ja, es fehlen noch Trackbacks, Pingbacks und ein direkter Kommentarbereich – und schon seit ihr nicht mehr ganz allein! ;) Werbung macht SpOn wohl auch derzeit nicht… weder für seinen Relaunch, noch für Werbekunden. Irgendwie befreit das doch, und es kommt ein wenig „Web 2.0“-mäßig herüber…

Ein Artikel im SpOn-Blog hat doch wirklich meine Aufmerksamkeit erregt. Im Zuge dessen, dass sich die RTL-Gruppe und auch Viacom’s MTV überlegen, in Zukunft das digitale Satelliten-TV über Astra zu verschlüsseln und nicht mehr kostenlos anzubieten, wagt Holger Dambeck als Autor des Spiegel Artikels eine wilde Behauptung:

Das Ende der GEZ?
Bislang gilt: Wer einen Fernseher hat, oder ab 2007 einen PC mit Internetanschluss oder ein TV- fähiges Handy, muss GEZ-Gebühren zahlen. Ob tatsächlich ein öffentlich-rechtliches Programm geschaut wird, ist dabei egal.

Mit einer Smartcard für ARD und ZDF wäre die Situation anders. Ohne die Karte könnte man die Programme nicht schauen – müsste also folgerichtig auch keine GEZ-Gebühren zahlen.

Lieber Herr Dambeck,

dazu muss ich anmerken, dass ihr Artikel eine gewisse Meinungsbildung vertritt, die keinesfalls legitimiert ist. Nach der aktuellen Gesetzeslage und der allgemeinen staatlichen Regulierungsbemühungen in unserer Gesellschaft gilt folgendes als unmissverständlich und faktisch unantastbar: Die ARD und das ZDF nebst ihren „Dritten Programmen“ sind öffentlich-rechtliche Unternehmen. Diese haben den Grundversorgungsauftrag als ihren Programmauftrag per Gesetz (siehe Rundfunkstaatsverträge, Landesrundfunkgesetze, Grundgesetz) zu befolgen, welcher durch die publizistische Grundversorgung von Information, Bildung und Unterhaltung bedingt ist.

Ferner gilt für deren Medienprodukt zu beachten, dass dieses den Charakter eines öffentlichen Gutes hat. Das Medienprodukt der öffentlich-rechtlichen TV-Sender ist daher daran gebunden, folgende zwei Kernaussagen zu befolgen: Der sogenannte „Nicht-Ausschluss im Konsum“ bedeutet dabei, dass ein Konsument nicht von der Nutzung dieses Gutes ausgeschlossen werden kann, und gleichzeitig herrscht eine „Nicht-Rivalität im Konsum“, indem kein Konsument den anderen Konsumenten durch selbige Nutzung des Gutes von der eigenen Nutzung des Gutes wiederum ausschließt.

Richtig, das ist haarscharfes Wischwasch der Medienwissenschaften. Sobald die ARD und das ZDF jemals ihr Angebot über den Kabel- und Satelliten-Empfang hin verschlüsseln, ist der Charakter des öffentlichen Gutes aufgehoben, und ebenfalls kämen die Sender in ihrer Aufgabe der Grundversorgung nicht mehr nach, indem schon der einzelne Zuschauer, der keine Smartcard zur Entschlüssellung besitzt, schon vom Konsum her ausgeschlossen ist.

Hatten Sie überhaupt jemals beim Zusammenskribbeln ihres Artikels darüber nachgedacht, was eine Verschüssellung für die Gesellschaft zur Folge hätte? Ich hege meine berechtigten Zweifel, denn ansonsten hätten sie sicherlich ein wenig mehr in die hochgepriesene journalistische Arbeit in Bezug auf die Recherche von Medienwissenschaften und Medienökonomie investiert. Herzlichen Dank dafür, dass „Der Spiegel“ sich dadurch in seiner Online-Ausgabe wie ein Boulevardmagazin liest. Ich hoffe nur, dass dieser Medieninhalt nicht integraler Bestandteil der Print-Ausgabe ist. Ihre abschließende Bemerkung („So wird uns die GEZ wohl auch weiterhin erhalten bleiben.„) jedenfalls erinnert mich an das, was ich bei der BILD Zeitung lese – lapidarische Meinungskundgebung ohne jedwede erdenkliche Begründung.

Worin besteht also der Unterschied zwischen einem privatwirtschaftlichen Medienunternehmen und den Unternehmen des ÖR? Ganz genau darin, dass die privatwirtschaftlichen Medienunternehmen jederzeit sich verschlüsseln können, um von der Gesellschaft ihr mittlerweile unerträgliches Programm abzuwenden. Den Ausschluss vom Konsum der öffentlich-rechtlichen Sender kann man auf gesellschaftlicher Ebene nicht akzeptieren, geschweige denn nur verantworten.

Eine abschließende Frage, die ein wenig zur Erheiterung dienen darf: Wie sollen die ÖR ohne Einnahmen aus der GEZ-Gebühr eine Finanzierung von Smartcards vornehmen, wo sie sich schon nicht aus Werbung finanzieren dürfen? Und wäre es überhaupt legitim, das Geld dafür auszugeben, wenn es schon Diskussionen darüber gibt, ob diese Sender eine Website besitzen dürfen oder nicht?

Linktipps zu diesem Thema im Netz:

Ich bin ja so gut und habe soeben hochoffiziell beim SpOn Lateintest mit einer 1.0 abgeschnitten!