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Wie schön das Leben doch sein kann. Man sitzt an seinem Rechner, hat den Laptop auf dem Schoß, macht mit der Digitalkamera oder dem Handy Mobiltelefon einen schönen Schnappschuss – und man ist in der Zeitung! Entweder bei der 1414-Bild oder bei wie bereits erwähnten anderen Leserblog-Verlagen, heute ist es für jeden von uns möglich, den privaten Seelenstriptease nicht nur von sich selbst, sondern auch von anderen uns total fremden Personen in Text und Bild und Ton zu bannen. Doch hat diese Masche überhaupt in der Zukunft noch einen Sinn? Der Schein trügt nicht, wenn man festhalten muss, dass immer mehr Verlage versuchen, eine Community rund um die hauseigene Tageszeitung oder ein anderes Käseblatt zu binden:

Und deshalb laden sie ihre Leser zum Schreiben. Viele wollen das sogar erstmal ausprobieren. Das Blöde ist nur: Nur wenige wollen das, was andere Leser schreiben, wiederum lesen. [via Thomas Knüwer]

Danke für die entsprechenden Anmerkungen, Herr Knüwer. Es erscheint in diesem Moment genau richtig, soetwas zu behaupten. Wenn ich eine Zeitung lese, konsumiere ich das Produkt aufgrund der journalistischen Qualität, sofern diese überhaupt bei einigen Blättern vorhanden ist. Mich interessiert es herzlich wenig, dass eine Gruppe von teilweise anonymen Lesern des Blattes sich herrlich zu diesem gebunden fühlt. Bin ich ein Verlagsmanager XYZ, der seine ABC-Zeitung mit neuen Inhalten füllen möchte, und sich dabei an der neuen semi-digitalen Leser-Blatt-Bindung ergötzt? Falsch! Soetwas bin ich (momentan) natürlich nicht. Der Medieninhalt aus dem Hause eines Citizen-Media Journalisten kommt mir auch nur in dem Fall interessant vor, wenn ich die Gesamtheit der von demjenigen Autoren geschaffenen Werke betrachte, der Autor mir aufgrund seines Schreibstiles gefällt, oder aus sonstigen Gründen – aber nicht, weil der Autor die ABC-Zeitung jeden Tag lesen mag und andere Leser mit seinem persönlichen Gefilde aus halbdurchwachsenen, pseudo-journalistischem Gedöns vollschreibt…

Schon gestern stießen wir auf die Meldung darüber im Datenschutzkontor – der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) lässt bloggen. Seit kurzem findet sich unter der Subdomain blogs.shz.de der jüngste Versuch eines Verlages, sich mit Web 2.0 zu beschäftigen. Dass diese Blog-Versuche von Zeitungsverlagen natürlich schiefgehen kann, haben wir schon bei den Geschichten über die Blogs von der Freundin oder der Süddeutschen Zeitung gehört. Zu diesem Beispiel, was sich der sh:z mit seinen Leserblogs leistet, möchten wir hier eine konstruktive, jedoch immer noch kritische Beobachtung verfassen:

Gemäß dem Web 2.0?
Wie wir auf der vorbildlichen Veranstaltung „Next10Years“ bei SinnerSchrader hören durften, sollen sich Unternehmen dem neuen Medium Internet und dem Schlagwort „Web 2.0“ annehmen und versuchen, es in ihre strategische Planung einzubinden. Wie dies exakt zu geschehen hat, hatte man jedoch auf dem Kongress mit der Vorstellung der zumeist etablierten Geschäftsmodelle belassen. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn sonst würden sich einige Unternehmen sofort drauf losstürzen und einen PR-Gau erleben.

Ein generelles Fazit für ein Unternehmen, was sich im Web 2.0 bewegen möchte, lässt sich dennoch wie folgt kurz beschreiben: Sei ehrlich, sei Du selbst, sei das Unternehmen, und sei derjenige, der für und mit dem Unternehmen schreibt. Mache nicht die Fehler, die in den letzten 10 Jahren von Unternehmen gemacht wurden, wenn sie mit ihren Kunden und Usern in Verbindung traten. Warte nicht zwei Wochen bis zu einer Stellungnahme, sondern agiere direkt und freundlich, auch wenn jemand fremdes den Teufel an die Wand malt. Und bitte bleibe dir selbst treu, also lass dein Kerngeschäft in deinem eigenen Web 2.0 weiterleben.

Daraus folgt ein mehr oder minder gewichtiges Ergebnis: Halte die Feder in der Hand, und zeige deine Präsenz, auch wenn sich jemand negativ über dich und dein Treiben äußert.

Warum jedoch lässt der sh:z seine Leser bloggen, und setzt nicht seine eigene Manpower ein – wie beispielsweise das Handelsblatt in seiner Vorreiterrolle durch Thomas Knüwer personifiziert ist? Anscheinend werden so für den Verlag direkt einfach und kostenlos neue Inhalte produziert. Oder vielleicht ist sich noch niemand richtig beim sh:z darüber bewußt geworden, dass das unternehmerische Bloggen keine Selbstverständlichkeit ist.

Hier möge sicherlich der eine oder andere unserer Leser glauben, dass das „Leserblogging“ vom sh:z natürlich aussagt, dass die Leser der Zeitungen ihre eigenen Nachrichten für ihre eigene Tageszeitung schreiben. Das ist ja ganz klar total Web-2.0-mäßig und super trendy. Doch warum bitte sehr können die das nicht auch auf twoday.net, blogg.de oder sonstwo anders? Wozu auf den sh:z Leserblogs?

Und so lesen sich die bisherigen Beiträge in den Leserblogs des sh:z ähnlich dem Prinzip der Blog-Redaktion der Freundin: Das Treiben wirkt ein wenig gekünzelt und moderiert – als ob bezahlte Community Moderatoren die Diskussion eines schlafenden Webboards/Forums anheizen.


Inhalte und Aufbau
Interessant ist die Einordnung der einzelnen Rubriken: Es riecht nach dem klassischen Web-Katalog von Yahoo oder einem Nachrichtenportal. Darauf ist eine weitere Rubrizierung durch die einzelnen Regionen, in denen die Zeitungen des sh:z erscheinen, als zweite Kategorie-Übersicht gedacht. Schön ist das wiederum nicht, da durch diese starke Vorgabe eine Eigendynamik der einzelnen Blogs, die übrigens auf der Startseite zentral syndiziert werden, kaum möglich. Ich habe mir natürlich keinen eigenen Account gemacht um das wiederum zu testen, ob ich auch eine „Peter Pan“ Rubrik anlegen kann oder doch lieber „Köln“ als Region.


Rechtmäßige Kontrolle
Darüber hinaus ist das ganze Bloggen laut den AGBs, die man für die Anmeldung akzeptieren muss, auch noch ein wenig heikel. Man versucht die Autoren, die ja kostenlos und umsonst die neuen Inhalte produzieren, mit einer kleinen Gemeinheit zu binden – ähnlich nach dem Tolkienschen „Ring-Prinzip“.

Urheberrechte und ähnliche Schutzrechte Dritter sind zu beachten. Das Mitglied haftet in vollem Umfang für die von ihm eingestellten Inhalte, Texte, Hyperlinks und Bilder. Die sh:z übernimmt keine Haftung für die innerhalb der Weblogs bereitgestellten Inhalte und Informationen.

Da ist jemand mit einer großen weißen Weste am Start. Bei allem Respekt, warum sollte seit neuestem der Autor eines Eintrages für den Inhalt in der Form haftbar gemacht sein, während sich der Betreiber der Plattform galant im Impressum distanzieren darf? Bei mir darf ich mich jederzeit für die Inhalte von externen Links distanzieren. Ist also keine übergreifende rechtliche Regelung anstrebenswert, so dass der Verlag und seine kostenlosen Contentlieferanten eine saubere Regelung mit gemeinsamer Partizipation aufrecht erhalten können?

Für Inhalte externer Links und fremde Inhalte übernimmt www.shz.de keine Verantwortung.

Gewiss ist eine rechtliche Absicherung für den Verlag sinnvoll, zumal die Inhalte ja angeblich nicht von hauseigenen Redakteuren verfasst zu sein scheinen (sollen). Was passiert also, wenn mich irgendeiner der User bei den sh:z Leserblogs zitiert? Eiskalt den Autor verklagen? Oder doch dem Verlag eine Rechnung pro einzelnen zitierten Buchstaben schicken? ;) Naja… das wäre sicherlich übertrieben. Und natürlich ist die Haftung für die Beiträge bei gewissen rechtlichen Formalitäten notwendig, wobei das durch die übliche Floskel über die pornographischen oder rechtsradikalen Inhalte schon im Vorfeld abgesegnet sein dürfte. Aber mal schaun. Vielleicht wird das ja noch geändert.

Technisches
Betrieben wird das sh:z-Blogging wohl von 21publish und einem Hamburger Medienunternehmen genannt Boogie Medien. Amüsant daran ist die etwas andere Darstellung des Leserblogs seitens des Medienunternehmens vom 09. Mai:

In dem moderierten Themenblog können die Leser der sh:z künftig zu verschiedenen Themen eigene Beiträge, Fotos etc. veröffentlichen. Das Blogportal soll für die Menschen in der Region eine zentrale Anlaufstelle sein, sich mit lokalen Themen auseinanderzusetzen und sich untereinander zu vernetzen.

Der Begriff ist schön: Moderiertes Themenblog. Das geht runter wie Öl. Doch für ein mittelgroßes Verlagshaus wie den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag erwarte ich etwas mehr als ein Themenportal. Ein Unternehmen und die Personen dahinter müssen sich Gedanken machen, wie sie selbst bloggen und das Unternehmen präsentieren können. Dazu gehört es, dass sich beispielsweise die Geschäftsführung, die Chefredaktion, die Leiter der Anzeigenabteilung, des Marketings und Vertriebs, und vielleicht sogar bis auf die Ebene der Lokalredaktion in einem Blog zentral wiederfinden. Gute Beispiele für so eine Unternehmenskommunikation finden sich bei dem Fischmarkt oder beim Blog von Frosta wieder. Warum aber nicht bei einem Zeitungsverlag die eigene Mannschaft schreiben lassen, und stattdessen irgendwelche Leser in Form von Community-Managern in die Blogs lassen? Vielleicht ist mir soetwas unverständlich, vielleicht ist der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag auch nur ein Fall für sich.

Fazit
Viel braucht nicht mehr gesagt werden. Die hoffentlich konstruktive Kritik und Beobachtung des sh:z Leserblogs wird seine Zuhörer finden. Ob diese natürlich in erster Linie festgestellten Probleme auch in dem Verlag seinen Zuhörer finden werden, und ob entsprechende Änderungen gemacht werden, bleibt ebenfalls zu hoffen. Persönlich glaube ich an die positiven Effekte einer gelungenen Unternehmenskommunikation mittels Blogs und Web 2.0. Ich freue mich auf einen offenen Dialog, den ich hiermit auch begonnen habe, und begrüße vielleicht auch jemandem vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag hier in der Diskussion.

Es ist so weit, ein wenig frohe Kunde zu verkünden! Nach mittlerweile mehr als über einer Woche erschien endlich der Zeitungsartikel im Flensburger Tageblatt, um den wir doch ein wenig gezittert und gebangt hatten, wann er doch endlich abgedruckt werden würde! Aber es hat alles ein gutes Ende genommen, und hier ist der Artikel aus der Online-Ausgabe der Zeitung.

Kinder sollen spielen – und keine Kinder kriegen“
Sechs Studierende haben mit großem Engagement und kleinem Budget drei Kondom-Werbefilme für den lateinamerikanischen Raum gedreht.

Flensburg – Kirsten Sass
Ein neuer schicker Wagen braust die leere Landstraße hinunter, Sonnenschein, ein junges dunkelhaariges Paar auf dem Weg ins Blaue. Dann das Unvorhersehbare: Ein Reifen ist platt, die Verliebten suchen erfolglos nach einem Ersatzrad. Die Kamera schwenkt auf eine Mulde, in der unübersehbar ein Kondom leuchtet. „Würdest Du ohne Ersatzrad fahren?“, ist in großen Lettern auf Spanisch auf der Leinwand zu lesen.

Das ist die Handlung von einem der drei auf den Raum Lateinamerika abgestimmten Kondomwerbespots, die sechs Studierende des Fachbereichs International Management (IM) gedreht haben. Lateinamerika, Filmdreh und International Management? Was hat eine Kondomwerbung mit einem eher betriebswirtschaftslastigen Fach zu tun? Der Zusammenhang ist nicht so abwegig, wie es zunächst scheint: Die „Filmcrew“ – Sarah-Lena Jensen, Birte Marquardsen, Mike Schnoor, Andreas Tegeler, Ricardo Castellanos und Stefanie Lübcke – studiert IM in der Fachrichtung Spanisch, mit dem Schwerpunkt „Regionale Entwicklung Lateinamerikas“. Dort wurden vier verschiedene Werbefilm-Projekte angeboten, eine Kampagne gegen Marihuana-Konsum, eine gegen Alkohol, gegen Umweltverschmutzung und eben der Kondomspot. Aufgabe war, neben der Fernsehwerbung noch Zeitungsanzeigen und Radiojingles zu konzipieren. Insgesamt fanden sich pro Projekt zwei Gruppen. „Damit auch ein bisschen Konkurrenzdruck da ist“, sagt Andreas Tegeler.


Die sechs Drittsemestler begannen mit regelmäßigen Treffen, zwei Mal wöchentlich, um Ideen zu sammeln. „Ständig die Frage: ‚Wie bringen wir junge Leute dazu, über ihr eigenes Verhalten nachzudenken?‘ Und dabei mussten wir gleichzeitig die für den Spot größte Barriere der Region, den strengen Katholizismus, berücksichtigen“, erzählt Birte Marquardsen.

Schließlich waren die „storyboards“, die Drehbücher, geschrieben, es konnte losgehen. Zuvor erteilte der NDR-Kameramann Volker Moschkau noch eine Lektion in Kameraarbeit und Schnitttechnik; das komplette Equipment stellte die Uni. „Ich finde es wichtig, mal zu sagen, dass wir hier an der Flensburger Uni durchaus die Möglichkeit haben, professionell zu arbeiten“, betont Tegeler. Die Möglichkeiten sind da – etwas daraus zu machen, bleibt dem Engagement der einzelnen Gruppen überlassen. „Wir haben, weil wir für den Dreh ein Auto brauchten, alle Autohäuser Flensburgs durchtelefoniert. Autohaus Turner hat mitgemacht“, freut sich Tegeler.

Soviel Einsatz war für den zweiten Spot nicht nötig. Dieser richtet sich gezielt an ganz junge Kindermütter. Drehort: Ein Flensburger Schulhof. Ein Paar, beide ungefähr 14 Jahre alt, sitzt in der Pause zusammen. Das Mädchen hält ein Baby im Arm – bis eine Frau kommt, das Baby wegnimmt und ihr statt dessen einen Ball gibt. Slogan: „Kinder sollen spielen und keine Kinder kriegen“. Der dritte Clip zeigt eine Aspirinschachtel: „Lindert Schmerz für eine Stunde“, heißt es im Slogan. Im nächsten Bild eine Schachtel Pepto, ein lateinamerikanisches Mittel gegen Magenschmerzen, „Lindert Schmerz für drei Stunden“. Dann ein Kondom im Bild, „Schutz für ein ganzes Leben“.

„Jetzt ist alles im Kasten“, freut sich die 20-jährige Sarah-Lena Jensen. Am Ende kamen 80 Filmminuten zusammen – diese sind noch auf je eine Minute pro Werbung zu schneiden. Ein paar sehr vage Ideen schwirren den Kreativlingen außerdem noch durch den Kopf. Sie wollen versuchen, an lateinamerikanische Sender heranzutreten, um ihnen ihr Material zu schicken. Momentan fehlt dafür die Zeit, denn der Stress ist noch nicht vorbei: Bis zum 3. Februar muss alles fertig geschnitten sein, dann ist die große Präsentation im Audimax.

Quelle: sh:z – Flensburger Tageblatt