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Auch ich werde zu fortschreitender Stunde auf boulevardistischen Nachrichtenseiten wie dem Kölner Express bei bestimmten Inhalten aufmerksam: Die iPhone-Besitzer sollen über kurz oder lang der GEZ den „Basistarif“ in Höhe von 5,76 Euro monatlich abtreten.

Ok, die Meldung ist ein Kandidat für die Titelstory. Aber warum und wieso die GEZ glaubt, dass das iPhone sie zur Eintreibung der Rundfunkgebühren legitimisiert, ist recht platt formuliert. Das iPhone ist ein neuartiges Empfangsgerät, mit dem auch Radio- und TV-Inhalte bezogen werden können. Hurra! Die Medien gehen mit der Zeit, die alten Medien straucheln, und was über Jahrzehnte hinweg als perfektes Medium trotz 25 Jahren Privatfernsehen galt, kommt immer stärker in die Bredoullie.

Nun, ich wünsche allen stolzen Besitzern des iPhone nur eines: Viel Spaß! Aber wer sich ein iPhone auch leisten kann, dem sollten die GEZ-Gebühren ziemlich egal sein können. Immerhin ist jeder, der einen Rechner als neuartiges Empfangsgerät angemeldet hat oder die berühmten old-school Geräte („Radio“ und „Fernsehen“) bei der GEZ registriert hat, schon auf der sicheren Seite. Aber ein wenig Wirbel schadet ja nie.

Meine Ehefrau und mich wundert nun nur noch, ob man für einen iPod-Touch demnächst auch GEZ-Gebühren bezahlen muss. Es wird langsam aber sicher Zeit, das gesamte System der Rundfunkgebühr zu überdenken. Lieber eine pauschale Pro-Kopf-Steuer oder mit hohen staatlichen und journalistischen Auflagen die Sender privatisieren – ein paar Leute bei der GEZ entlassen, die Gebühreneintreiber und -überprüfer ebenfalls, und schon hat man eine schöne, neue, schlanke Sendergruppe erschaffen. ARD 2.0, ZDF 2.0 – mit dem iPhone flimmern. What’s next? :)

Nach den jüngsten Entwicklungen um das Verfassungsgerichtsurteil zu den Rundfunkgebühren geht der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger davon aus, „dass ARD, ZDF und Deutschlandradio maßvolle Gebührenforderungen für die nächsten Jahre anmelden werden“.

Damit äußert der CDU-Politiker gegenüber dem Focus, dass Gesetze und Staatsverträge künftig „konkreter als bisher“ festzulegen seien. Diese Forderung schließt eine Prüfung von allem was zur Grundversorgung notwendig sei mit ein. Ebenfalls ist Art und Umfang der Online-Angeboten seitens der öffentlich-rechtlichen Anstalten zu prüfen oder gar zu begrenzen.

Veraltetes Modell für die Masse
Für mich sprechen jedoch die Vorstöße seitens der öffentlich-rechtlichen Sendergruppen versus die Meinungen der Politik hart auf jegliches Verständnis. Schon die Frage danach, ob die Online-Angebote zur Grundversorgung zählen dürfen, wenn sich die Idee des „Dualen Systems“ der Medienlandschaft auf der Nachkriegszeit und der damit verbundenen Informationsversorgung beruft? In der heutigen Zeit ist ein vollausgebautes Online-Angebot eines journalistischen Leitmediums nicht wegzudenken. Auch die Präsenz der öffentlich-rechtlichen Sender ist meiner Meinung nach legitimiert, wenn man es mit der privatwirtschaftlichen Omnipräsenz in nahezu jeder Ecke im Internet vergleicht. Vielmehr ist die Frage nach dem Modell, was die Gebührenfinanzierung von ARD, ZDF und angeschlossenen Funkhäusern begründet, ein historisch bedingter Fehler.

Dass nach dem zweiten Weltkrieg ein Informationsdefizit durch verstärkte Aufklärung zu füllen war, zeigt die seit mehr als einem halben Jahrhundert historisch gefestigte Bundesrepublik und das daraus geborene Deutschland. Die Technologie entwickelte sich jedoch rasanter als die Politik und auf ihr basierende Systeme, auf welchem die öffentlich-rechtlichen Anstalten verankert sind.

Neuanfang mit Pflicht des Einzelnen
Heute beziehe ich eigenständig die Informationen und bilde mich individuell nach meinen Bedürfnissen. Ich selektiere, recherchiere und informiere mich. Gleichzeitig obliegt es meiner persönlichen Verantwortung, durch verschiedene kleine Kommunikationsnischen im Internet via Blogs, Wikis und ähnliche technische Systeme das Informationsangebot für jedermann bereitzustellen, was letztenendes wieder eigenverantwortlich durch die Leser oder Zuschauer selektiert und recherchiert wird. Meiner Meinung nach ist eine rudimentäre Änderung der Gebührenstruktur notwendig, um die endlosen Diskussionen um die GEZ, die öffentlich-rechtlichen Sender oder ihr inhaltliches Programm zu beenden.

Es ist Zeit für einen Neuanfang, der die Individualisierung bzw. Personalisierung von Informationen in Bezug auf das Individuum als seine eigene Pflicht zur Grundversorgung herauskristalisiert. Sofern man sich an fast 50 Jahre alte Mechanismen klammert und diese aufgrund seiner wirtschaftlichen Größe nicht verändern möchte, kann zumindest ich keinen grünen Zweig auf dem knorrigen Gerüst der Gebührenfinanzierung sehen.

Wie lange es schon auf dem siebten deutschen Kanal so zu sich geht, vermag ich nicht zu deuten. Wer dahinter steckt, dass das Abendprogramm nach jahrelanger Eingewöhnungsphase sich doch wieder verändert, kann ich nicht identifizieren. Ich interessiere mich nicht mehr so stark für TV wie früher – aber es gibt ja genügend Programmplaner im Netz, die einem bereitwillig Auskunft erteilen.

Wie soll man es also verstehen, wenn sich ein deutscher TV-Gigant wie ProSieben dazu ermutigt fühlt, sein durchaus akzeptables Nachrichtenformat vom Primetime-Thron um 20:00 Uhr für die Ausstrahlung des Absurditätenkabinetts namens „Germany’s Next Top Model“ zu stoßen? Sendeplätze sind teuer und die Werbekunden zahlen auch fleissig dafür, dem gemeinen Couchpotatoe-Rezipienten viele wichtige Botschaften zu übermitteln – und je attraktiver, sexy und erotischer das Umfeld sein mag, desto höher vielleicht auch die zu erwartenden Gewinne, ne? Mein lieber Herr Gesangsverein, liebe ProSieben Programmplaner – bitte kehrt zu den Wurzeln zurück. Die ProSieben Newstime um 17:55 – 18:05 Uhr taugt doch nichts mehr zu der Zeit.

Und danach eine mehrstündige Ausstrahlung von „The Simpsons“ zu zeigen, nur um unter Beweis zu stellen, dass das Abendprogramm nicht im geringsten durchdacht ist… das ist auch nicht die richtige Machart. Kein Wunder warum das Fernsehen eine Totgebuhrt des 21. Jahrhunderts ist. Informationen bekomme ich rasend schnell im Internet. Fast jede Sendung, die im traditionellen Medium TV übertragen wird, findet sich nach kurzer Suche auch im Netz wieder. Ja, wir sind alle schön digital und haben alle das Fernsehen satt – zumindest geht es der jungen und junggebliebenen Generation so. Ob sich die Fernsehmacher demnächst auch mit den kleinen und größeren Ängsten abfinden müssen, die die deutsche Verlagslandschaft schon auswendig kennt? Spaß muss sein.

So schauts aus in Deutschland – bei Sprblck gefunden: Die GEZ schert sich einen Scheiß darum, was mit Menschen mit weniger starken Einkommensverhältnissen geschieht und geht anscheinend sogar über Leichen (wenn man eine schwere Krankheit mit ihren Folgen entsprechend ausmalen würde):

[Die GEZ] beantragt trotz regelmäßiger ratenzahlung die zwangsvollstreckung und das zu einem zeitpunkt, an dem die studentin schwer erkrankt ist und versetzt ihr dadurch auch psychisch einen schweren schlag.

Psychoterror der feinsten Sorte – made easy ala Staatsvertrag. Im Rundfunkstaatsvertrag § 6, der zur Zeit der jeweiligen Antragsstellungen aktuell war, steht ein dabei unglaublich wichtiger Passus:

(3) Unbeschadet der Gebührenbefreiung nach Absatz 1 kann die Rundfunkanstalt in besonderen Härtefällen auf Antrag von der Rundfunkgebührenpflicht befreien.

Wahrscheinlich wird einfach nur durchgegangen wer die Gebühren bezahlt hat und wer nicht – dann ist Schluss mit lustig. Sehen wir es doch einmal so – wenn die gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunksender sich nicht mehr durch fingierte Gebühren finanzieren, sondern sich auf Play on Demand („Listen on Demand“ oder „Video on Demand“) konzentrieren, wird ihre treue Nutzerschaft dazu gezwungen, sich ein Freischalt-Box oder ein Abosystem zu jedwedem Preis einzukaufen. Doch das wird ja abgelehnt, weil die Angst besteht, sich selbst um die Millionen zu bringen.

Ein Wetterreporter braucht dazu nicht an die See zu fahren, nur um zu zeigen, dass es in der Liveaufnahme stürmt. Jan Ulrich muss nicht mit entsprechenden Gagen gesponsert werden, nur damit er seinen Senf zu irgendwelchen Experten-Themen abgibt – ist eh kein Reporter. Gelder für Anträge, Bescheide und sonstige Erlasse können noch viel sinnvoller eingesetzt werden. Selbige Bescheide sind zumeist ohne rechtliche Begründung und nur auf Berufung einer Androhung von Maßnahmen durchgesetzt. Und wilde Skandale sollten für keinen Mitarbeiter der GEZ drin sein, oder? Schöner Verein… zum Glück ist das ja hier kein journalistischer Text.

Eine Studie, zwei verschiedene Meldungen. Oder anders gesagt – lege die Studie aus so wie Du willst.

Die zwei Artikel Studie: Fernsehen ist weiter Hauptnachrichtenquelle aus DWDL und Studie: Tageszeitung nach wie vor wichtige Informationsquelle aus der W&V drehen sich thematisch und inhaltlich um ein und die selbe Studie, jedoch wird je nach Gusto des Redakteurs die eine Wahrheit über die andere gelegt.

Ich persönlich interessiere mich jedoch nicht nach der Hauptnachrichtenquelle oder ihrer Wichtigkeit, sondern lege eher Wert darauf zu wissen, wie die Kombination der verschiedenen Medien sich in der Bevölkerung wiederspiegelt. Das geht nämlich in den Artikeln leider verloren… denn wer sich nur an einem Medium bedient, dem fehlt einfach die Informationsvielfalt. Die Medienwelt verändert sich so oder so – wer hätte vor 20 Jahren an das Internet als Nachrichtenquelle gedacht?

Wie noch laut unbestätigter Quelle bei 24stunden.de zu lesen ist, fordert die Fraktion der Grünen die Einführung einer Mediengebühr in Deutschland.

Zu diesen Ideen der Mediengebühr passt nur noch ein schöner Spruch, der alles unter einen Deckel bringt: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. Es ist etws unrühmlich, so über andere zu reden, dennoch frage ich mich (durchaus berechtigt), warum Deutschland immer wieder an diesen Zuständen festhalten möchte. Falls überhaupt die Einführung einer Mediengebühr als Ablassbrief für die GEZ einen Nutzen hat, dann jedenfalls nicht zur staatlichen Sakrilierung oder sonstigen politischen Engagement, wie es die Medienexperten der Politik sich vielleicht denken mögen. Profilieren wird sich die Partei dadurch nicht – mit Außnahme in der Gebühreneinzugszentrale selbst. In unserer modernen Zeit muss man seine Schäfchen nicht wieder einsammeln so wie es die kirchlichen Institutionen am liebsten unternehmen würden. Der Mensch bedient sich einfach einer Freistellung von der Kirchensteuer, indem er aus der Kirche offiziell austritt. Doch denken wir lieber jetzt nach – sollte für die GEZ oder Mediengebühr nicht ein gleiches Prinzip gelten?

Bewußter Verzicht
Deshalb darf der bewußte Verzicht auf das öffentlich-rechtliche Rundfunkprogramm dem Bürger nicht als eine zu regulierende Perversion der Gesellschaft angeahndet werden. Sobald der Bürger auf den Empfang des öffentlich-rechtlichen TV oder Radio Programms verzichtet, sollte nicht daran festgehalten werden, ihm eine Bürde aufzubereiten. Vielmehr sollte daran gedacht werden, die gesamte GEZ (oder jetzt ideologisch umbenannt als Mediengebühr) von Grund auf zu ändern – was durchaus eine Neustrukturierung der Medieninhalte miteinschließt.

Programmverschlüssellung
Warum verschlüsseln wir nicht die ARD, das ZDF und sämtliche Dritten Programme? Die Technologie steht bereit. Nutzt es und bietet jedem zahlenden GEZ-Kunden eine Settopbox an, mit der dieses lächerliche Programm-Problem im Erdboden versinkt? Wenn schließlich von einem nicht-Ausschluß des Konsums geredet wird, um für ehemalige Atomkriegsnotfälle einen Sendekanal dem Volk zu bieten, dann verzichte ich herzlich darauf. Lieber den Konsum einschränken für alle diejenigen, die auch bereit sind zu zahlen, als dass man andere zu dieser Zwangsabgabe zwingt.

Es war schön mit Dir, wir haben dich alle gemocht. Du wunderschöne Gebühr, die keine Gebühr, sondern nur ein Beitrag war. Ein Beitrag, der als Gebühr für viele Menschen wahr wurde, und andere zum Alptraum. Die GEZ Gebühr kommt in die Jahre und wird nicht mehr so sehr geschätzt, wie früher einmal. Die BBC möchte den Rundfunk in Citizen-Media Journalismus umwandeln – mit den technischen Grundlagen des Web 2.0. Und in Deutschland sprechen sich immer mehr Politiker gegen den Dinosaurier GEZ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus. Was für ein Vormittag! So viel Web 2.0, so viel Citizen-Media Journalismus vs. traditionelle Medien, dass man förmlich in geekisch-orgasmiatische Stimmungen versetzt wird. ;)

Nach eigenen Angaben ist das Medienmagazin DWDL, was zu unserer täglichen Lektüre im Web gehört, an der Spitze unter allen Informationsdiensten zur deutschen Fernseh- und Medienbranche. Neben der Selbstprofilierung nach vier Jahren Laufzeit wird es auch ein paar kleine Veränderungen geben: Die neuen Rubriken „Panorama“ und „Persönlich“ beinhalten nebst Kritiken und Hintergründen auch Interviews und VorOrt-Reportagen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich diese Branchenberichterstattung in Zukunft auswirkt.