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Journalisten und PR-Leute stehen öfters am Scheideweg der Kommunikation. Nicht immer klappt alles am Schnürchen, manches Statement wird wider Erwarten doch verwendet. Das sind Peanuts im Vergleich zur Frage der Verteiler. Spätestens dann kommt es zum Eklat, wenn der Aussand der PRler einfach so in das Postfach der Journalisten trudelt. Warum bin ich auf dem Verteiler? Woher stammen meine Daten? Was erlauben Sie bitte, mich mit PR-Gewäsch zu belästigen? Typische Fragen, die sich in radikalisiert kurzer Zeit in ein „BITTE STREICHEN!“ oder „ICH VERLANGE DATENAUSKUNFT NACH BDSG!“ manifestieren. Bei seinen eingefleischten und guten Kontakten kommt das eher selten vor. Schließlich kennt man seine Pappenheimer. Gerade bei neuen Kontakten auf dem Verteiler, welche anhand einer Recherche respektive eines Datenexports bei größeren PR-Dienstleistern als potenzielle Multiplikatoren identifiziert wurden, ist es nicht immer leicht, die Gemüter zu beruhigen. Weil in absehbarer Zukunft die Datenschutznovelle des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) jeden Versender zur Überprüfung seiner Kontaktdaten zwingt, habe ich für die PR-Branche kurz nachgeforscht.
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In Zeiten eines globalen Internets, das die Hürden der Kommunikation auf ein Minimum senkt, zeichnen sich die Politiker in Deutschland mit bisher ungeahnter Dreistigkeit aus. Der neue Jugendmediendienstestaatsvertrag soll ab kommendem Jahr die jüngeren Mitbürger noch besser als bisher vor manch einschlägigen Online-Angeboten schützen.

Ich bin kein Rechtsexperte, doch die Medien berichten ziemlich haargenau: Ab 1. Januar 2011 muss also jeder Anbieter seine Webseiten auf eben diese jugendgefährdenden Inhalte überprüfen. Zudem müssen die Inhalte klassifiziert und zum Schutz der Jugend vor diesen Inhalten geeignete Maßnahmen getroffen werden. Wer die Verunstaltung von DVD-Covern bereits nicht schön findet, sollte sich schon heute an die ähnlich lautenden Klassifizierungsstufen in den Altersfreigaben ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren gewöhnen – auch für Blogs?

Ja, denn dies soll verpflichtend für die Inhalte von jeder Webseite gelten. Alternativ können Inhalte zeitbeschränkt werden und nur zu bestimmten Zeiten, also in der Abendzeit, online sichtbar sein.
In einem globalen Internet ist dies jedoch sehr lächerlich, da eine Zugangsbeschränkung schon davon abhängig ist, in welcher Zeitzone man sich befindet. Auch der Sitz des Anbieters spielt eine wichtige Rolle, schließlich gilt der JMStV nur für Deutschland. Das globale Internet von Deutschland zu reglementieren ist ein Widerspruch an sich.

Auch für den gemeinen Blogger vom Typus eines kommunikationsfreudigen, öffentlichkeitssuchenden Meinungsmachers bedeutet die Novellierung des JMStV eine neue Anpassungsgabe, der wohl kaum jeder gerecht werden kann. Schließlich muss fast jedes Online-Angebot sich den neuen Herausforderungen des #JMStV beugen, weil der JMStV Bußgelder für Verstöße vorsieht. Ich habe keine große Lust dazu, mein privates Blog vom Netz zu nehmen.

Da ich auch keine Zeit und Mühe investieren möchte, jeden Inhalt auf die verschiedenen Altersklassen zu prüfen, pauschalisiere ich alles. Deswegen prangert vorsorglich ab heute ein plakatives Zeichen oben im Blog – „Blog ab 18“. Die Inhalte kann ich nicht überprüfen. Insgesamt stünden 2.564 Artikel, 7.932 Kommentare und 3.452 Tags allein in diesem Blog zur Prüfung an.

Die Zeit fehlt mir, und das notwendige Expertenwissen für die jeweilige Unterteilung in Altersklassen fehlt mir. Ich möchte mit meinem Angebot auch keine Kinder erreichen, schließlich schreibe ich auch Dinge, die für unter 6-jährige wirklich nicht geeignet sind. Was interessieren die sich für PR, Social Media oder Marketing? Von diesen Dingen verstehen sie meistens auch nichts. Als Vater weiß ich das sehr wohl. Da zählen Stofftiere, Spielzeug, Bausteine oder Fahrradfahren für die Kleinsten. Daher gilt ab sofort: Das Mitlesen in diesem Blog ist ab sofort für Euch verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid.

Mal ganz ehrlich: Deutschland verbaut sich jegliche Chancen, auf dem internationalen Markt im Internet aktiv und agil mitzumischen. Der JMStV torpediert mit seiner Unlogik auch manches Geschäftsmodell, das auf Inhalte setzt und natürlich entsprechende Werbung dazu ausliefert. Alterskennzeichen sind womöglich systematisch störend und in weiterem Sinne sogar geschäftsschädigend. Wer würde denn gerne ein Angebot lesen, das jedes Mal nach dem Alter für einen Artikel fragt oder mit einem so proaktiven Signal wie „Blog ab 18“ den Augen schadet?

Zukünftig überlege ich mir, ob ich nicht doch einen Auslandssitz für mein Blog suchen sollte. Die ganze Situation tut mir leid – auch die Konsequenzen für die deutschen Hosting-Anbieter. Wenn die Politiker euren Kunden nur Stress machen, überlegt man sich als Kunde einfach auf internationaler Ebene die Konkurrenz zu nutzen. Vielleicht sollten wir alle auch lieber auf Englisch schreiben und den Sitz im Ausland anmelden, danach Deutschland vom Internet kappen. Dann brauchen die Politiker sich auch nicht darüber wundern, warum ein „Browser“ nicht in einer Duschkabine installiert wird.

Hinweis: Das satirische Potenzial dieses Artikels sollte jedem Leser vollkommen bewusst sein. Diese Erwartungshaltung darf man von über 18-jährigen Lesern auch erwarten. Für die Leserratten unter uns auch noch hier die Bildquelle für das schöne Logo, das ich in abgewandelter Form einsetzte.

Wenn sich die Massen bewegen, erreicht man sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht ein Castor-Transport oder andere Demonstrationen bewegen heute die Menschen. Nein, es sind im Prinzip die Helden unserer Kindheit. Die Aktion begeistert bereits 242,838 Mitglieder. Mich auch. Mitmachen kann jeder, indem das eigene Profilbild bei Facebook durch einen entsprechenden Comic-Charakter ersetzt wird. Doch nach einigen Stunden habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt.

Schauen wir jetzt in die Glaskugel, kommen nämlich so manche schadhafte Gedanken ans Tageslicht. Der gesamten Industrie geht es schlecht. Verdammt schlecht. Lasst es sinkende Absatzzahlen sein oder die typisierten Raubkopierer. Die stellen doch reihenweise Comics und Cartoons einfach ins Netz. Also warum sollte eigentlich nicht bei einer Fan-Aktion mitverdienen? Das erklärte Ziel dieser Massenbewegung wird bestimmt ein weltweiter Abmahnwahnsinn von sämtlichen Personen sein, die z.B. Asterix & Obelix, Saber Rider and the Star Sheriffs, He-Man, She-Ra, Heidi, Alfred Jodokus Kwak, Captain, Future, Goofy, Micky Maus, Donald Duck, Bugs Bunny, Daffy Duck und wie unsere Lieblingshelden der Kindheit alle heißen bei sich in den Profilfotos veröffentlichen.

Die berechtigte Frage nach dem Sinn einer solchen Abmahnaktion ist gewiss berechtigt. Man erkennt schon an dem Satz, wie es gemeint ist. Die Anwälte, die daraus Kapital schlagen wollen, werden sowieso über kurz oder lang im Netz eine ungerühmte Berühmtheit erlangen. Na dann… wenn es sonst nichts weiter gibt, als den Fans in den Allerwertesten zu treten? Und jetzt bitte wie sonst auch einfach weitermachen.

In diesen Tagen diskutieren Politiker, Netzaktivisten, Journalisten und Kommunikatoren über Google Street View. Das US-Unternehmen will in naher Zukunft die digitale Erfassung sämtlicher Straßenzüge in ausgewählten Großstädten Deutschlands durchführen. Bei Erfolg wird die Erfassung auf weitere Städte ausgeweitet, bis man irgendwann quer durch Deutschland über Google Maps mit Google Street View marschieren kann. Jetzt regt sich erneut der Protest gegen das Ablichten des eigenen Hauses in der Bevölkerung. Doch die Kameraautos fuhren bereits seit einigen Monaten durch die Städte. Die Bilder und Daten sind bereits teilweise erfasst. Manche Bürger wollen natürlich auch weiterhin dagegen ankämpfen, dass ihre Häuser für jeden sichtbar sind und nicht nur bei Google Maps per Satellitenaufnahme identifizierbar sind.

Der Tumult in der Bevölkerung wächst, im Netz beginnt sich der „Shit-Storm“ zu regen. Als eine erste Besänftigungsgeste von Google findet sich seit kurzer Zeit das passende Formular im Netz, mit dem besorgte Bürger ihr Haus von Google Street View ausschließen dürfen. Dazu muss die Adresse eingegeben werden, auf Google Maps der „Pin“ zur möglichst eindeutigen Markierung auf das Haus gezogen werden. Zusätzlich kann das Haus ausführlich beschrieben werden und man muss sich per E-Mail Adresse und sogar per Postzusendung diesen Widerruf zur Erfassung der Daten bestätigen lassen. Die Aktion ist zeitlich bis zum 15. September 2010 beschränkt, danach soll für die Widerruf-Aktion in den betroffenen Städten und Gebieten vorerst ein Schlussstrich gezogen werden. Wozu aber bitte diese ausführlichen Angaben zum Haus und auch zu den persönlichen Daten? Was geschieht eigentlich damit, nachdem ich die Angaben gemacht habe?

Google fährt einen unglaublichen Aufwand für deutsche Bürger – dem Anschein nach. Auch die USA blicken irritiert über den großen Teich. Doch egal was Google unternimmt, sie werden keine Chance haben, wenn Bürger ihre Häuser nicht zeigen möchten. In der Regel wird wohl niemand Google Street View dazu nutzen, um einen Einbruch zu planen und umzusetzen. Doch das „Imperium“ schreitet stetig voran, auch wenn einige lokale Städte und Kommunen versuchen, den Netzgiganten davon abzuhalten. Wer davon aber nichts weiß, wird wohl kaum das Formular mit seinen persönlichen Angaben füttern – und dessen Haus wird über kurz oder lang von Google Street View erfasst werden.

Man sagt ja immer: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“ Diese Weisheit stammt aus der deutschen Rechtsprechung und besagt, dass der Gesetzgeber davon ausgehen kann, dass sich jeder Bürger über die Gesetzeslage informieren kann. Diverse Zeitgenossen behaupten, dass jetzt jeder Bürger die befristete Zeit nutzen kann, um sein Haus und Grundstück vor der Veröffentlichung in Google Street View zu schützen.

Doch das stimmt nicht so ganz. Zwar gilt die obige Regel für Gesetze, doch für eigene Regeln von privatwirtschaftlichen Unternehmen hat nach meiner persönlichen Einschätzung diese Regel keinen Bestand. Nehmen wir als bestes Fallbeispiel eine rüstige Rentnerin im Alter von 85 Jahren. Die gute Dame nutzt das Internet nicht, lebt alleine in ihrem Haus und ihre Enkel spielen jeden Tag im Vorgarten. Aus guten Gründen, die jeder intelligente Mensch nachvollziehen kann, möchte die Rentnerin und die Familie nicht, dass Google Street View ein Foto des Hauses macht – vor allem nicht, wenn die Kinder im Vorgarten spielen. Warum sollte sich eine Rentnerin, die keinen Internetzugang besitzt, bei Google Street View innerhalb der festgelegten Zeiträume über das Online-Formular melden? Sie sollte jeder Zeit einen Widerspruch einreichen dürfen. Auch ich als Familienvater der Kinder wäre stark dafür. Der Bedarf des Formulars ist also nur obligatorisch, weil jeder Bürger das Recht hat, auch nach Fristende der Veröffentlichung von Bildern seines Hauses und Grundstücks bei Google Street View zu widersprechen. Ich glaube sogar jederzeit. (Nachtrag: Aus den Kommentaren der Hinweis zum entsprechenden FAQ.)

Egal was Google sich wünschen mag, um sein umstrittenes Produkt am Markt einzuführen und zu etablieren: Jeder Bürger kann Google zu jeder Zeit widersprechen, die Bilder vom eigenen Haus oder vom durch einen selbst persönlich bewohnten Haus im Netz zu veröffentlichen. Es gibt bisher keine Gesetzesgrundlage, dass man sich an Fristen von Google halten muss. Google müsste uns daher eigentlich fragen, ob unsere Häuser abgelichtet werden dürfen. Auch jeder Bürger hat meines Wissens das Recht dazu, anderen Aktionen von manchen Netzaktivisten, bei denen die Häuser nach Einreichung des Widerspruchs, ebenfalls zu widersprechen. Ob das Unternehmen Google oder die Betreiber von diesen anderen Aktionen sich freilich daran halten müssen, ist eine ganz andere Sache.

Als aktiver Nutzer von Google und gewiss auch als eine Art digitaler Marken-Fan des Unternehmens, wünsche ich mir statt der „von oben herab“-Mentalität, die von Google in den jüngsten Diskussionen scheinbar ausgelebt wird, eine radikale Änderung der Vorgehensweise. Stoppt das Bestreben, alles und jeden ohne zu Fragen zu erfassen und zu digitalisieren. Ihr habt selbst die Nutzer dazu animiert, mit euch auf einer gleichberechtigten Diskussionsebene zu kommunizieren – dem Social Web sei dank! Es liegt an Google, die Wünsche seiner Nutzer zu erkennen und umzusetzen. Unser aller Sorge hinsichtlich unserer Privatsphäre und die dazugehörigen datenschutzrechtlichen Bedenken ist mehr als berechtigt. Handelt positiv und ignoriert die Kritik nicht, indem ihr Lobbyismus betreibt und PR-Provokationen in alle Windrichtungen verbreitet. Seid doch endlich mal wieder eurem alten Motto treu: „Don’t be evil.“ :)

Hinweis: Ich bin selbstverständlich kein Rechtsexperte und gebe hier auch keinen fachlichen Rat. Der Artikel dient als Kommentar und soll die Diskussion zum gesamten Thema anregen und auch konstruktive Kritik liefern.

Social Media ist in aller Munde, doch für viele Unternehmen sind Twitter, Facebook und Konsorten noch in weiter Ferne. Die Gründe dafür liegen meist im Trivialen, nämlich den Schutz des Unternehmens selbst. Was die Mitarbeiter aus PR oder Marketing so treiben, ist ja ganz schön und nett. Sobald aber Mitarbeiter ihre Arbeitszeit in den sozialen Netzwerken verbringen, verlieren wir doch Millionen! Beispiele gefällig?

So manche Unternehmer denken wirklich in den altbackenen Hierarchie-Ebenen und wollen aus ihnen nicht herauskommen. Da soll nur ein Mitarbeiter behaupten, er würde geschäftliche Kontakte bei Facebook pflegen, wenn er während der Arbeitszeit doch wirklich nur mit seinen Freunden herumchattet. Schließlich gibt es bei Facebook ja nur Freunde. Auch schön ist die Ausrede, man würde Twitter als Informationsmedium und nicht als Chat ansehen. Die Chatten doch alle! Ganz zu schweigen von denjenigen Typen, die wirklich daran glauben, sich selbst mit ihrer Online-Reputation und sogar ihren Arbeitgeber durch irgendwelche Blogeinträge und ähnliche Aktivitäten in Social Media zu fördern. Pustekuchen! Geheimnisse werden einfach ausgeplaudert!

Wenn schon Facebook, dann doch bitte mit dem Hinweis, dass diese Webadresse gesperrt ist. Das macht schon die hauseigene IT-Abteilung. Schließlich machen die das Internet. Twitter steht sowieso ganz schnell auf der Banliste, zur Abwechslung ist der eigene Account bei Twitter immerhin freigeschaltet. Die Oberfläche von Twitter kann damit zwar niemand bedienen, aber die unternehmerische Logik erfordert auch so manche drastische Maßnahmen. Und die anderen sozialen Netzwerke, Communities und Portale sind ebenso böse. Wer Social Media einfach dicht macht, hält aus der Firma den Ärger fern?

Zweifelsohne schotten sehr viele deutsche Unternehmen sich gerne von der Außenwelt ab und leben noch in der Steinzeit des digitalen Zeitalters. Eine eigene Webseite wird gepflegt, der Kundenkontakt per Mail wird nur mühsam aufrecht erhalten und Werbung wird immer noch ausschließlich in TV und Radio geschaltet. Internet? Das ist doch voll von Kriminellen, die der Musikindustrie schaden wollen, aber gleichzeitig unseren Star für Oslo ganz nach vorne in die Charts mit ihren bezahlten und legalen Downloads bringen. Die extreme Ahnungslosigkeit von vielen Unternehmen, die eben nicht mit ihren Mitarbeitern und auch den Geschäftsführern in den sozialen Netzwerken bestmöglich vertreten sind, muss mit der einen oder anderen Stellschraube optimiert werden.

Wie bewegen sich mein Unternehmen und meine Mitarbeiter geschäftlich korrekt in Social Media? Auch wenn Mitarbeiter verschiedene soziale Netzwerke nur in ihrer Freizeit nutzen, verschwimmen private und berufliche Inhalte immer mehr im Social Web. Durch das steigende Interesse an sozialen Netzwerken, Online-Communities, Kommunikations-Tools und Dienstleistern rund um Social Media sehen Unternehmen einen Handlungsbedarf, ihre Mitarbeiter aktiv zu lenken und gleichzeitig ihre Marken, Produkte und Dienstleistungen zu schützen.

Der Schutz für alle Beteiligten stellt demnach einen sehr wertvollen Bestandteil einer Unternehmensrichtlinie dar. Gleichzeitig ist aber auch die Förderung der Aktivität in Social Media ein relevanter Aspekt. Eine Abschottung oder Abkehr von den sozialen Netzwerken durch technische Barrieren oder juristische Schritte gegenüber den Mitarbeitern ist meiner Meinung nach ein gravierender Fehler.

Social Media Richtlinien sind ein angemessenes Mittel zur Bildung eines aktiven Bewusstseins für den richtigen Umgang mit den neuen Kommunikationsmechanismen im Internet. Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. veröffentlicht heute einen neuen Leitfaden mit zehn Tipps für den geschäftlichen Umgang im Social Web. Insgesamt stellen wir sowohl Handlungsempfehlungen als auch eine Absicherung der Mitarbeiter und des Unternehmens vor potenziellen Risiken dar. Der Leitfaden zeigt somit die grundlegenden Inhalte zur Erstellung unternehmenseigener Social Media Richtlinien auf. Unternehmen sollten die für sie zutreffenden Inhalte des Leitfadens für ihre eigenen Social Media Richtlinien aufgreifen und ausführliche Informationen in Form von FAQ oder Tipps zu konkreten Anwendungsfällen mit Handlungsempfehlungen für Aktivitäten in Social Media bereitstellen.

Der Inhalt des BVDW Leitfadens „Social Media Richtlinien – 10 Tipps für Unternehmen und ihre Mitarbeiter“ behandelt die folgenden Punkte, die mir als einer der Autoren des Leitfadens sehr wichtig sind:

  • Definieren Sie Ziele
  • Geheimnisse sind geheim und Interna bleiben intern
  • Mitarbeiter müssen authentisch sein
  • Wer veröffentlicht, übernimmt Verantwortung
  • Interne Kritik ist erlaubt, bleibt aber intern
  • Gehen Sie mit Fehlern offen um
  • Schonen Sie Ihre Geschäftsbeziehungen
  • Beachten Sie das geltende Recht
  • Schränken Sie private Nutzung von Social Media während der Arbeitszeit ein
  • Social Media erfordert kontinuierliches Engagement

Die Handlungsempfehlungen der Fachgruppe Social Media im BVDW, die ich seit ihren Anfängen im Herbst 2008 auch persönlich als Unitleiter und Aktivist begleite, sprechen Unternehmen sowie beschäftigte Mitarbeiter an und dienen als Grundlage für individuelle Unternehmensrichtlinien. Es freut mich daher sehr, meinen Lesern hier im Blog auch den Lesebefehl zum PDF-Dokument zu geben. Einige Medien wie Meedia, t3n, IWB oder Golem haben bereits darüber berichtet.

Spannend sind jetzt die Meinungen der Leser – schließlich sind Social Media Richtlinien immer ein individuell zu bewältigendes Thema für jedes Unternehmen. Wir wollten erste Tipps geben und hoffen, dazu auch eine aktive Diskussion in der Community anzuregen. Schließlich entspricht Social Media in seinem Kern genau einer lebendigen Entwicklung. Wie sehen eure Erfahrungen mit Social Media Richtlinien aus? :)

Das Miteinander in Social Media ist oft nicht so einfach, vor allem für Unternehmen, die bisher keine direkten Berührungspunkte mit Bloggern und Brand Evangelists in ihrem alltäglichen Geschäft hatten. Im jüngsten Medienrummel um den „Social Media PR-Gau“ hat der Sportartikelherstelle „Jako“ nun eingelenkt. Im neu geschaffenen Pressebereich bezieht das Unternehmen in der offiziellen Pressemitteilung Stellung:

„Wir haben ganz offensichtlich überreagiert“, erklärt Rudi Sprügel,Vorstandsvorsitzender der JAKO AG, und schafft damit alle Voraussetzungen,um die vor allem im Internet geführte Auseinandersetzung um sein Unternehmen schnell zu beenden.

Zumindest hofft das Unternehmen, damit die Wogen zu glätten, die es in der öffentlichen Wahrnehmung von heute auf morgen zu spüren bekam. Das Medienecho wird vor allem durch diese Pressemitteilung noch einmal ansteigen.

Wir haben uns rein rechtlich überhaupt nichts vorzuwerfen“, betont Rudi Sprügel, „aber rückblickend betrachtet, wäre es viel besser gewesen, wir hätten mit Herrn Baade persönlich Kontakt aufgenommen und die Sache mit ihm direkt geklärt.“

Ein Eingeständnis eines nicht optimalen Vorgehens ist immerhin ein Anfang. Natürlich kann niemand behaupten, dass alle Beteiligten aus dieser medialen Eskapade mit einer weißen Weste herausgehen. Die weiteren Aussagen der Pressemeldung sind im Kern für den Fall nicht direkt relevant, doch wir lernen hier alle, dass Social Media ein sehr machtvolles Instrument ist, mit dem Unternehmen umgehen müssen – und in Zukunft es auch erfolgreich meistern werden.

Fallbeispiele für richtige oder falsche Maßnahmen in der Unternehmenskommunikation gibt es zu genüge. Aktuell erlebt ein Sportartikelhersteller, den ich bewusst nicht direkt hier namentlich erwähnen möchte, dessen Name jedoch im einen oder anderen Link auftauchen könnte, grade das, was sich mit den Stichwörtern „Social Media“ und „PR-Gau“ direkt beschreiben lässt. Binnen weniger Stunden entwickelt sich ein rechtlicher Aspekt zu einem Kommunikationsdesaster.

Die Story ist einfach gestrickt. Ein Meinungsbildner publiziert im Internet seine Meinung über das neue Logo des Sportartikelherstellers, wie es für unsereins in Social Media und in unseren Blogs übliche Praxis ist. Das Logo gefällt dem Blogger wohl nicht, diese Meinungsäußerung wird öffentlich gemacht. Der Sportartikelhersteller reagiert nach bewährter unternehmerischer Logik und versucht scheinbar die Entfernung des Blogeintrags voranzutreiben, bis wohl schließlich der letzte Ausweg ein anwaltliches Schreiben ist. Die ganze Story gibt es natürlich bei allesaussersport mit allen pikanten Details zum Nachlesen. Was jetzt passiert, kann man sich als PRler zusammenreimen.

Es wird getwittert und gebloggt wie verrückt, die Story gewinnt an Fahrt – wohl wesentlich mehr Fahrt, als dem Unternehmen lieb war. Denn jetzt interessieren sich die Massenmedien an der Geschichte. Die Medien greifen das Thema auf, und binnen kürzester Zeit liest sich die Story im Handelsblatt, bei Spiegel Online, bei heise online, und der geschäftige Aggregationsdienst Rivva listet genügend Treffer für den Namen des Unternehmens auf. Selbst von manchen Vereinen, vielmehr von ihren Fans, kommen Unkenrufe, man solle sich genau überlegen, wieviel Geld man für die Fanartikel seines Lieblingssportvereins ausgeben möchte, die von dem Sportartikelhersteller stammen.

Der Social Media PR-Gau könnte sich zu einem Umsatz-Problem entwickeln. In diesem Moment hat die Konfrontation aufgrund des rechtlichen Interessenskonfliktes in meinen Augen nur geschadet. Ich würde mich dafür ohrfeigen, dass aus einer so kleinen Publikation ein Medienrummel dieses Ausmaßes entsteht. Keine PR-Abteilung? Kein Spezialist für Social Media? Ein erneutes Lehrbeispiel für die Ohnmacht von Unternehmen, die sich mit der digitalen Bohéme und der Netz-Avantgarde anlegen wollen. Hoffentlich können wir mit dem zur dmexco erscheinenden Social Media Kompass einen wertvollen Beitrag dazu leisten, sowohl das Netzpublikum als auch Unternehmen vor sich selbst zu schützen.

Eine der wohl traditionellsten Formen der pressetechnischen Darstellung von Meinungen und Informationen wird scheinbar demjenigen zum Verhängnis, der das zitierte Wort des Interviewpartners veröffentlicht. Da kann man sich bei kontroversen Äußerungen doch gleich den Maulkorb geben und die Pressefreiheit hinrichten. Aus dem Urteil folgert sich das Ende des Interviews, da es „für das Eingreifen einer Verbreiterhaftung bei der Veröffentlichung eines Interviews nicht erforderlich ist, dass der Verbreiter sich die Formulierungen zu eigen macht. Vielmehr ist eine Distanzierung erforderlich, damit ein Entfallen der Verbreiterhaftung in Betracht kommt.

Disclaimer auf jedem Artikel mit Interviewpartner. Ich befürchte die feste Trennung zwischen Redaktion, Anzeigen und Interviews. Oder ein staatlicher Zensor wird die Zitate auf Richtigkeit prüfen. Immerhin wäre hier die Redaktion nicht so stark in der Verantwortung, aber wenn ein staatliches Organ die Interviews prüft, brauchen die einige Jahre bis zur Freigabe. Bald wird es ein Interviewwochenblatt geben, in dem nur Interviews und später willkürlich aneinander gefügte Zitate zu lesen sind. Hiermit distanzieren wir uns als Zeitung von allen hier gedruckten Inhalten. Lieber Leser, sie werden damit kräftig verarscht.

Bestimmt ist die Wanze nicht im Handy, sondern in der Zahnbürste… oder anders gesagt: Bisher nix neues, bis auf die mysteriöse Webseite und das Buch zum Carepaket für Blogger… :)

Update: Wie meine Frau zu berichten weiß, hat heute jemand das Telefon 1x mit Rufnummerunterdrückung klingeln lassen. Geheim! Psst. Stalker?

Update: Wie Frank zu berichten weiß, kann man meinen Namen in den mysteriösen Faxen nicht richtig schreiben. Aber ich bin „Code N“. :(

Der Schutz unserer Persönlichkeit und unserer Identität sollte das oberste Ziel von uns allen sein. Wer unachtsam mit seinen Daten im Internet umgeht, wird innerhalb kürzester Zeit bei Google auftauchen. Auch ich bin bei Google mit unterschiedlichen Seiten und Profilen zu finden – doch dabei ist das gar nicht so kritisch, denn ich versuche immer das im Internet zu hinterlassen, was ich dort bewusst zeigen möchte. Anders schaut es in unserem Alltag aus. Der Staat möchte uns überwachen – sowohl digital im Internet, über Vorratsdatenspeicherung und sonstige Gesetzesbeschlüsse, die nahezu die Verfassung sprengen, als auch analog mit unseren eindeutigen biometrischen Merkmalen. Der Fingerabdruck, der genetische Code in Speichel oder Hautresten sowie unsere Stimme können gegen uns verwendet werden.

Viele deutsche Blogger haben Post bekommen. Auch ich habe ein Päckchen mit der Nummer 16 erhalten. Der Inhalt ist das Motorola F3, eine Zahnbürste, ein Rasierer und eine Karte mit einem leeren Logo. Da macht man sich schon Gedanken, wenn der Absender anonym etwas über DPD verschickt. Ist das jetzt ein wenig Viral Marketing oder der Versuch in die Blogger Presse zu kommen? Ich ahne, es steckt mehr dahinter. Ein viraler Aufruf zum Protest?

Wer es darauf anlegt, kann meine biometrischen Spuren in Köln Ehrenfeld suchen. Es ist dank der Impressumspflicht keine Schwierigkeit mehr, meinen privaten Wohnsitz zu ermitteln. Ebenfalls kann man meinen Arbeitgeber finden und versuchen auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsplatz meine genetischen Fingerabdrücke aufzulesen. Der Staat kann dies kurzerhand in Szene setzen, aber eigentlich auch jeder von euch da draußen. Was dann passiert möchte ich mir gar nicht ausmalen… Überwachung und Kontrolle sind die Begriffe, mit denen man wieder einmal beweisen kann, dass Politiker, die Rechtsprechung und die Exekutive einfach Hand in Hand ineinander greifen und sich unterstützen – obwohl das Volk nicht dafür stimmt. Schöne Welt in der wir leben.