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Vor etlichen Jahren begannen Vermarkter mit dem Feldzug, das Internet über Werbung zu monetarisieren. Die Gratiskultur, die sich in den frühen 90er Jahren entwickeln konnte, wurde durch die „Gratis, aber nehme Werbung in Kauf“-Kultur abgelöst. Jahrelang füllte man unzählige Webseiten mit Display-Ads, die aufgrund geringer Bandbreite aus statischen oder animierten Werbebannern bestanden. Mit Flash konnte man irgendwann ein wenig mehr als den 468×60-Bannern zaubern. Doch was früher einmal als Standard galt, sind heute nur noch Peanuts im Vergleich mit der „XXL Box“ von der New York Times.

Der obige Screenshot (Anmerkung: Bild entfernt) verdeutlich ziemlich eindrucksvoll, welche Wirkung die herrliche Pracht von 468 x 648 Pixel auf den Nutzer haben. Jeder Vermarkter wird sich daran ergötzen, eine solche Display-Werbefläche im Portfolio zu haben. Ja, man sieht eine durchaus beeindruckende Werbefläche, die vollkommen mit Flash als Video-Ad genutzt werden kann. Von der Machart der „XXL Box“ bin ich als Nutzer vielleicht auch überzeugt, aber kaufe mir die gezeigte Uhr auch nicht. So kann ich wunderbar damit leben, den Content for free zu genießen, während die Werbung auf mich hereinprasselt – und abprallt. Schließlich schätze ich den redaktionellen Hintergrund und öffne Webseiten nicht wegen der Werbung. Und in diesem Moment fragt sich der eine Teil der Seele, die auf beruflicher Ebene auch dem Marketing ein Verständnis entgegen bringt und nicht ausschließlich der PR verschrieben ist, welche Gründe die Vermarkter und vor allem den Verlag dazu bewegen mögen, ein solches Mega-Ad als Format zu etablieren?

Die Antwort findet sich im Kampf der Verlage gegen die berüchtigte „Gratiskultur Internet“. Man merke, welche Einleitung dieser Artikel genoss. Wenn die Anzeigenplatzierungen in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen dank Internet und Social Media künftig ausbleiben, schafft man sich Freiräume für die Werbekunden im Online-Auftritt eines Print-Titels. Ja, wir müssen alle damit leben, schließlich finanziert die Werbung unser aller täglich Brot. Das Trauerspiel selbst findet sich in der Machart der Anzeige wieder. Sie erscheint neben dem Content, also seriös vom redaktionellen Bereich getrennt. Nur die Nutzer werden wohl davon nicht geblendet werden, wenn sie einen thematischen Artikel lesen wollen. Wäre es ein mit dem Content fest integriertes Werbemittel, wie ein Video-Ad im Videoplayer oder eine den Text unterbrechende Werbeform als Werbeinsel oder Content-Ad, genießt die Werbung im Endeffekt doch mehr Aufmerksamkeit als bei der plumpen „Nebenbeischaltung“ im Bereich der Sidebar? Insgesamt fragt man sich schon nach dem Sinn dieses Werbemittels, doch egal wie man es drehen und wenden will – die XXL Box ist das Mega-Ad schlechthin. Und vollkommen fehlplatziert.

Die berühmte und wohl angesehenste US-amerikanische Zeitung The New York Times verabschiedet sich ab dem 19. September von ihrem Paid-Content Angebot für die Internetausgabe.

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Auch in Deutschland hatte bereits die Horizont für ihr Online-Angebot das große Umdenken in Szene gesetzt. Ich kann es nur begrüßen, denn die NYT ist schließlich ein führendes Blatt – und sollte die herrschenden Trends im Internet für ihr Onlinependant berücksichtigen.