Schlagwortarchiv für: Datenspeicherung

Wie viele andere Menschen setze ich auf eine strikte Trennung von privaten E-Mails und accountbezogenen Kontaktadressen. Auf letzterem Mailkonto erhielt ich in der vergangenen Nacht eine E-Mail von „WHIZKID“, einem neuen „ePaper für High Potentials und Young Professionals“. Nie gehört, nie gekannt, nie gewollt. Leicht irritiert öffnete ich auf meinem Mailkonto für ungewollte Werbung (genannt: Spam) die Mail und musste feststellen: WHIZKID ist das Resultat eines ehemaligen Angebots von Focus.

„Mit diesen Worten hat sich FOCUS-CAMPUS Ende vergangenen Jahres von Ihnen verabschiedet, um Ihnen ein völlig neues ePaper zu versprechen: WHIZKID.“

Einmal hatte ich mich bei besagtem Focus Campus im Jahr 2007 registriert, um den Zugriff auf ein PDF-Dokument zu erhalten. Beim Verlag, der Focus herausbringt, schienen meine Daten zumindest auf den ersten Blick sicher zu sein. Dem war wohl nicht so, denn jetzt war scheinbar irgendetwas zu meiner Person bei der „Xoai Media Transfer GmbH“ gespeichert. Ich habe dieser Speicherung niemals zugestimmt – wie sicherlich viele andere Menschen auch. Die meisten kümmert es wohl nicht, aber ich frage mich daher ernsthaft, ob es überhaupt erlaubt ist, meine persönlichen Daten von einer Gesellschaft in die nächste zu verkaufen und damit ein Mailing zu generieren? Gibt es unter meinen Lesern einen Rechtsexperten, der das eventuell im Detail erklären kann? Darf ein Unternehmen aus Deutschland einfach die personenbezogenen Daten in einer Übergabe an einen Dritten verkaufen, so dass dieser die Daten dann weiter verwenden kann?

Die Zusendung des Passwortes kommt auch noch über einen weiteren Server – www-data@hcmg120205.tuxtools.net sendet mir ganz fein mein altes Passwort im Klartext zu. Diesen ungewollten Zugang bei WHIZKID habe ich gelöscht, die Bestätigung lässt vom Text her sehr zu wünschen übrig (XXX = geschwärzte Daten):

Hallo XXX,
Ihre Mitgliedschaft bei User wurde beendet.
Ihr Konto XXX und die Adresse XXX@XXX.XXX wurden wie gewünscht aus unserer Datenbank gelöscht.
Wenn Sie möchten, können Sie immer noch die öffentlich zugänglichen Seiten von User anschauen.

Schön, dass die Mitgliedschaft bei User beendet wurde. Was auch immer das heißen mag. Immerhin habt ihr jetzt im Internet damit eure fünf Minuten Aufmerksamkeit erhalten. Ich erwarte daher, nie wieder etwas von euch und euren gekauften Mailings zu hören. Und es ist wirklich peinlich, dass die Daten von Focus Campus einfach so weitergegeben wurden. Deals, die die Welt nicht braucht. Datenschutz wird groß geschrieben.

Wer direkt nachfragt kann etwas mehr erreichen, als wenn man sich auf wilde Spekulationen verlässt. Derzeit ist die Lage in Deutschland’s Medienwelt angespannter denn je. Seit wenigen Stunden sind wir per Gesetz dazu verpflichtet, unsere Publikationen der Deutschen Nationalbibliothek zur Archivierung zu übermitteln. Ich habe kurzerhand die „Hotline“ unter 069 1525 1320 angerufen und mich als potentiell betroffener Autor erkundigt. Die Angaben wurden mir mündlich übermittelt und sind nicht bindend, ich stelle diese Informationen ohne Gewähr im Netz bereit:

  • Publikationen wie Weblogs sind momentan für die Erfassung nicht relevant.
  • Private Inhalte auch außerhalb Weblogs, die mit Werbeanzeigen einen gewerblichen Charakter haben, sind für die Archivierung derzeit nicht relevant.
  • Technisch gesehen ist die Archivierung von sehr vielen Datenmengen, insbesondere individuelle Publikationen wie Weblogs, noch nicht ausgereift.
  • XML und RSS seien andenkbare Lösungen zur Aggregation der Inhalte, die jedoch noch in Planung sind.
  • Die Pflege der Daten bei Aktualisierungen der publizierten Texte ist derzeit noch nicht gelöst.
  • Digitale Bilder und Videos diverser Social Media Networks stellen die Nationalbibliothek vor eine Herausforderung, insbesondere die zu bereitstellende Speicherkapazität seitens der Nationalbibliothek für einen digitalen Film sind derzeit nicht abgedeckt.

Ich bezweifle daher sehr stark, dass hier ein Blogger mit strafrechtlicher Verfolgung zu rechnen hat, wenn insbesondere bei mehreren hunderten, gar tausenden Blogeinträgen jedes Mal ein PDF zu erstellen wäre. Den Zeitaufwand können Privatpersonen kaum betreiben. Ich selbst würde Wochen damit verbringen, jeden Blogeintrag als gute gemachtes PDF zu sichern. Was passiert da mit neuen Kommentaren? :)