Heineken mit einer Facebook Dating App: Ein offener Brief an Charlotte

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Liebe Charlotte, das „Du“ ist normalerweise in der PR-Branche nicht sofort normal, aber in diesem Fall bei uns beiden sehe ich einmal darüber hinweg. Nach dem ausführlichen Lesen deiner E-Mail und der beiliegenden Pressemeldung fällt mir besonders in Verbindung zu eurem Kunden Heineken auf, dass eine Facebook App zwecks Dating und ähnlicher kuscheliger Momentaufnahmen, gerade im Vorfeld zum Valentinstag von einer Brauerei irgendwie charmant, aber zugleich irritierend herüberkommt. Für mich als erfahrener PR-Mensch, gebürtiger Flensburger (Pils), glücklicher Ehemann und Vater von zwei Kindern, wirkt diese kommunikative Situation einfach nur herausfordernd. Gewiss habt ihr diese rudimentären Basisinfos zu meiner Person nebst meinen Interessensgebieten ja bereits recherchiert…

Dating App mit dem Bier danach?

Also „Butter bei die Fische“ – reden wir doch einfach einmal Tacheles. Klar, in dem Fall deiner Pressemeldung geht es eindeutig um die Bewerbung der Facebook App „Serenade“ zum Valentinstag, die zum Dating gedacht ist, aber damit auch zum „Liebe machen“ einlädt. Vielleicht obliege ich nun einer Sinnestäuschung, doch wenn eine App für mehr als nur soziale Interaktion unter Freunden, quasi unter dem Vorzeichen von Dating steht, könnte dies mit Alkohol entsprechend proaktive Kontaktaufnahmen beflügeln. Schließlich ist und bleibt Heineken ein alkoholhaltiges Getränk. Die „freie“ Variante mit nahezu 0,0 Promille zählt in der Hinsicht nicht.

Gewiss, das jeweilige Objekt der Begierde namens Liebling oder Schatzi wird über die App einen zusammengestückelten Song gemäß der Vorauswahl des Nutzers auf die eigene Facebook-Wall erhalten. Soll als potenzielles Kampagnenziel dieser werblichen Aktion über das sozialen Netzwerk quer mit PR noch am Ende vielleicht ein durch Heineken betrunkenes Liebespaar ihre Fotos dieser „Serenade“ im Netz teilen? Ich weiß es nicht, und hoffe nicht auf das Potenzial für mehr. Dating und Alkohol – dabei können auch Kinder entstehen. Ja, und jetzt? Vielleicht danach doch das Bier mit dem Feuerzeug öffnen?

Wirkung in Reinform

Zumindest wirkt das Produkt in Natura wesentlich positiver. Wenn es alleine für sich steht, ohne dieses Dating und ohne eine App. Schließlich haben viele Mitbürger hohe Erwartungen und eine klare Wertvorstellung beim Gedanken an dieses bewährte Volksgetränk. Wenn schon, denn schon – dann hilft dieser unnahbar einfache Katalysator, das Produkt in Reinform, den wahren Erfolg der Blogger-PR loszutreten.

Wenn ich an Blogger PR denke, was eure Agentur ja auch mit dieser Kommunikationskampagne bewirken und bezwecken möchte, kommt mir vielmehr ein Kasten des kommunikativ beworbenen Gerstensafts in den Sinn. Oder zumindest ein kleines Sixpack Heineken kommt wesentlich attraktiver herüber als das reine Presseschreiben. Ein ähnliches Konzept für Social Media verfolgte kürzlich eine der größten Handelsketten in Europa – ein voller Erfolg auf ganzer Linie, wie dieser verlinkte Artikel mit meinen Eindrücken beweist. Ein folgerichtiges Paket zur Produktpromotion von Heineken hätte einen hohen Anreiz, um über Heineken noch weit intensiver und ausführlicher zu schreiben. Apps kommen und gehen, aber der Geschmack bleibt hängen – und bei Heineken könnte man den Bogen spannen und behaupten: Bier wirkt.

Warnung vor dem Phishing-Link

Kollegial wie ich bin, weise ich auch gerne darauf hin, dass neben dem reinen Pressetext und den Dateianhängen in deiner Mail ein Link zu finden war, welcher zu weiterführenden Hintergrundinformationen auf einem niederländischen Webserver mit einem Promovideo führte. Der Link wirkte nicht nur befremdlich, nein, von einer marktführenden Antiviren-Software wurde der Link auf den Presseserver als Phishing-Link identifiziert. Das kann natürlich immer mal vorkommen. Ich hoffe, es wird mir nie passieren.

Lass uns doch einfach einmal reden?

Doch genug der Worte. Darf ich das Gespräch anbieten, quasi den Dialog offerieren? Oder noch besser – ich schreibe gleich darüber in meinem Medium, meinem Blog. Dein Schreiben hänge ich in gekürzter Fassung mit bei. Insgeheim würde ich mich natürlich schon dafür interessieren, wie eingangs in meinem offenen Brief hier erwähnt, weshalb ihr auf mich in eurem Verteiler-Matching für Heineken kamt? Nicht, dass ich einem Sixpack auf dem Postwege abgeneigt wäre…

Ich freue mich! Schließlich sind wir ja schon per Du… ;)

Beste Grüße
Mike

Am 03.02.2012 12:34, schrieb Charlotte:
Lieber Mike Schnoor,

wir hatten bisher noch keinen Kontakt, ich hoffe das „Du“ ist an dieser Stelle ok.
Ich würde Dir mit dieser Mail gerne ein neues Thema von unserem Kunden Heineken vorstellen bei dem ich glaube, dass es für dein Medium interessant sein könnte.
Vielleicht stößt es auf Interesse, was mich sehr freuen würde.
Ich freue ich mich sehr über Deine Rückmeldung.

Viele Grüße
Charlotte