750.000 Zwangsarbeiter in Deutschland

Im Moment befinden wir uns alle in einer (arbeitsmarkt-)politischen Situation, die für den Staat eigentlich viel zu schön ist, um auch wahr zu sein. Der aktuelle Telepolisartikel „Billige Arbeitskräfte in der Sackgasse“ spiegelt eine perverse Situation von Deutschland detailiert wider, wie es eigentlich durch den Staat vermieden werden sollte:

Mittlerweile gibt es rund 750.000 1-Euro-Jobs. Sie verdrängen reguläre Arbeitsplätze und bieten kaum Perspektiven. Offenbar wird nur 12 Prozent der Betroffenen überhaupt eine Vollzeitstelle angeboten

Zahlen sprechen Bände. Viel schöner ist es, die Statistiken vor der Wahl bestmöglich nach unten zu korrigieren. Schließlich ist die Wahlpropaganda und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit für die Politiker und die regierienden Kräfte einvernehmlich ins Positive zu rücken. Negative Statistiken gibt es nicht. Zwar steigen die Statistiken über die Arbeitslosenzahlen in diesen Monate natürlich wegen der Wirtschaftskrise, doch man wird über kurz oder lang ein Mittel dagegen haben, damit die Statistik zu den jejweiligen Wahlversprechen passt. Man steckt die Arbeitslosen schnell in einen 1-Euro-Job und schiebt sie damit in die Arbeitswelt zurück. Perspektive wird kaum geboten, Angst treibt die Menschen in diese Zwangsarbeit. Für die Statistik wunderschön. Für die desolate Wirtschaft von absolutem Vorteil, zumal man an vergleichsweise kostengünstige Arbeitskräfte im Rahmen dieser Zwangsarbeit kommt und zahlreiche Kosten spart. Für den Staat jedoch entwickelt sich daraus ein absoluter Bumerang. Wenn diese 750.000 Arbeitskräfte entsprechend an gewissenhafte Arbeitgeber und damit in echte Stellen vermittelt würden, könnten auch die Sozialabgaben wiederum den Staat in Hinblick auf die Zukunft hinaus finanzieren. Doch daran denkt ja niemand. Lieber wird auf diese Form der modernen Zwangsarbeit gesetzt und die soziale Ungerechtigkeit gefördert.

Es mehrt sich das Gefühl, dass in unserem modernen Staat die politischen Entscheidungen immer kurzfristiger geplant und umgesetzt werden, so dass die langfristigen Ziele zur Vereinbarung eines sozialen und demokratischen Grundverständnisses nahezu kaum haltbar sind. Geschickt verpackte Bestrebungen der Kontrolle durch Zensursula, moderne Zwangsarbeit, die Unterstützung von in den Sand gesetzten Großunternehmen, während die Bildung auf der Strecke bleibt, sowie politische Willkür und das Bestreben, das mündige Volk durch ihre Volksvertreter als „Bauerntrottel“ und „Volldeppen“ zu deklassieren, sind nur einige Beispiele, welche die Politikverdrossenheit in Deutschland nur weiter untermauern. Kommt bald das Staatsversagen?

3 Kommentare
  1. Leon sagte:

    Ja das ist echt ne sauerei mit den 1 euro jobbs. Es ist ja nicht nur unmenschlich, sondern auch wirtschaftlich anscheinend nicht besonders Sinvoll! Ausserdem sind das ja nicht die Zwangsarbeiter die wir haben: Zivis und Grundwehrdienstleistende arbeiten ja auch für einen Hungerlohn, nur weil sie gesunde männer sind.

    Aber gerade bei den 1 euro Jobbern ist es doch offensichtlich, dass versucht wird mit einer möglichst Niedrigen Arbeitslosenzahl( naja niedrig ist sie ja trotzdem nicht) sich selber zu profilieren

  2. Maschinenblogger sagte:

    Es war doch von Anfang an abzusehen, dass die 1-Euro Job Initiative möglicherweise noch gut gemeint, jedoch niemals gut gemacht werden kann.

    Viel schlimmer ist jedoch der eigentliche Antrieb, der zu solchen Gesetzen oder Handlungen führt : Die öffentlich verbreitete Arbeitslosenzahl möglichst herunter zu rechnen.

    Eine demokratische Regierung sollte sich eigentlich schämen Ihre Bilanzen so offensichtlich zu frisieren. Aif der einen Seite stellt man Firmen an den Pranger die sich mit Millionen verspekulieren und Arbeitsplätze vernichten, oder Banken die Ihre Mißwirtschaft in den Büchern verstecken und anstatt als Vorbild zu agieren werden halt die Arbeitslosen in angeblichen Weiterbildungsmaßnahmen oder 1-Euro Jobs versteckt.

    Die Regierung macht es vor – wie soll man da vom Rest verlangen ehrlich zu sein.

  3. buttonstyler sagte:

    Viel problematischer als €-Jobs finde ich die Ausweitung der Zeitarbeit, wodurch reguläre Arbeitsplätze zugunsten schlecht bezahlter, schnell kündbarer Arbeitsplätze vernichtet werden. Und dass der, der die Sache verbrochen hat, im Anschluss eine gut dotierte Position im Zeitarbeitssektor begleitet, zeigt wieder einmal die Vertrauenswürdigkeit der Politiker. Wobei es bestimmt auch ehrliche Politiker gibt. Nur sind die schwer zu finden.

Kommentare sind deaktiviert.