Facebook vs. StudiVZ

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Was soll man eigentlich noch dazu schreiben, da sich die ganze Medienwelt die Fingerchen wund schreibt? Facebook verklagt ganz aktuell die Clone-Carbon-Copy StudiVZ aus Deutschland. Seit Jahren ist die deutsche Kopie diversen Bloggern ein Dorn im Auge – auch ich konnte meinen Teil dazu beitragen. Jedoch hat Facebook sich bisher immer in Schweigen gehüllt und dem Anschein nach sich eher wenig um seinen „German Clone“ gekümmert.

Für mich wirkt die Klage im Moment jedoch wie ein Hilfeschrei, statt ein lautes Gebrüll zum Angriff. Nach mühseeligen Verhandlungen über StudiVZ-Anteile drückt Facebook den Preis, indem es die harte Linie fährt. Denn jetzt ist die Katze aus dem Sack: Facebook braucht in Deutschland nichts anderes als Aufmerksamkeit. In den Fachmedien ist dies üblicherweise kein Thema, auch bei den Bloggern – aber wir müssen uns mal ehrlich in die Augen schauen und feststellen, dass die User-Peaks bei Facebook aus Deutschland mitunter grottenschlecht sind. StudiVZ ist bei den deutschen Studenten in deren studentischen Alltag integriert. Auf Geschäftsebene nutzt man hingegen XING um sich der Seriösität und der Informationswerte der Kontakte anzunehmen. Facebook ist für mich in meinem persönlichen Arbeitsumfeld eigentlich lästig. Ständige Freundesanfragen von Nonames und Leuten, die ich einfach nicht kenne und deswegen ablehne, machen die Plattform als kommunikatives Medium hinlänglich. Hinzu zählen insbesondere die Spiele, die Invites, die absolut scheusslichen und nervigen Applikationen, die Überfrachtung der gesamten Plattform – was ist das Ziel von Facebook? Unterhaltung auf Kontaktniveau mit Preisgabe meiner Profildaten? Deal or no deal? Are you going to submit your life to that Fratzenbuch?

Keine deutschen Nutzer – kein Erfolg. Facebook hat durch die Marktdominanz von StudiVZ in Deutschland keine PR generiert. Das generiert sich durch Guerilla- und Viralmarketing wie die lästige Spray-Aktion, dämliche Horror-Videos, unbefriedigende Viralspots, kollernde Kommunikation, völkische Beobachtung oder ekelige Profile. Facebook hat davon nichts geboten. Versucht man durch die Klage den deutschen Journalisten dahin zu bewegen, über Facebook zu schreiben und das eigene (vaterländische muttersprachige) StudiVZ zu befeuern? Eine ausgebuffte Strategie, die den Effekt einer angezogenen Notbremse hat. Auch Blogger schreiben darüber, doch letztendlich lobt niemand Facebook in den Himmel. Hinzu kommt die Tatsache, dass Mark Zuckerberg selbst eine Klage wegen selbigem Ideenklau ausstehen musste – brisante Peinlichkeiten, die man gerne an andere weitergibt. Wird das chinesische Xiaonei.com ebenfalls verklagt?

Amüsant ist es, wenn StudiVZ den Prozess nach Antritt verlieren sollte. Zwar hat StudiVZ keine nennenswerten Aktivitäten in den USA vorzuweisen, jedoch hat der „Einkäufer“ alias Holtzbrinck eine gewisse Marktgröße. Fordert man dann von den eigentlichen Firmengründern die Kohle zurück? :)
Als kleiner Querschnitt ist es manchmal recht interessant zu lesen, was einige andere Medienmacher so denken: Andreas Dittes, Holger Schmidt, Don Alphonso, Marcel Weiss, Jochen Krisch, Philipp Götzinger, Paul Glazowski, Nik Cubrilovic, Robert Basic, Stefan Oßwald, Olaf Kolbrück, Sebastian Keil und Alexander Hüsing nahmen sich dem Thema bereits neben vielen weiteren Kurz-Kommentaren und Meldungsinfos der Blogosphäre an…

5 Kommentare
  1. Norman sagte:

    Schon amüsant die Untertöne immer mitschwingen zu hören. StudiVZ hat wohl nie so richtig jemand gemocht. Auch nach oder gerade weil ihres großen Erfolges.
    das Holtzbrinck eine „gewisse“ Größe hat scheint mir fast tiefstaplerisch.
    Und das „Facebook davon nichts geboten hat“ halte ich bei eckligen Profilen wohl nicht zutreffend, oder gar manch üble Facebook-Gruppe. Und die Spray-Aktion war doch SchuelerVZ… Und die Videos fand ich gar nicht so ecklig, der Gedanke „Den Spielraum unserer Gruppen zu zeigen“ finde ich einen guten Ansatz. Da gibts im Unterschichten-TV noch ganz andere Sachen.

  2. Oliver Springer sagte:

    Sicher gibt es unzählige Nerv-Applikationen bei facebook, aber das würde ich nicht facebook vorwerfen, das ist Sache der User, die ihre Freunde (na danke für solche Freunde…) damit zumüllen.

    Sich für externe Entwickler zu öffnen und so unzählige – darunter auch sinnvolle! – Applikationen möglich zu machen, gilt doch eher als Erfolgsmodell für die Zukunft, als Vorbild.

    Könnte studiVZ das auch so anbieten, würden sie es doch tun, oder?

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  1. 24stunden.de » Wer nicht verkauft, wird verklagt sagt:

    […] mehrblog • Spreeblick • zweipunktnull • netzwertig • Int. Herald Tribune • MikeSchnoor.com • BasicThinking Tags: Facebook, Herald Tribune, Klage, StudiVZ Hinterlasse einen […]

  2. […] Sichelputzer und Spreeblick haben das ganze gut zusammengefasst. Facebook kommt hier in Deutschland einfach nicht richtig auf die Strasse, will bzw. muss StudiVZ übernehmen und versucht den Preis durch ein wenig Schlammschlacht zu drücken. […]

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